ÖGV: Exner Laureaten 2005: Die Professoren Kopetz, de Vries und Zeilinger.
Österreichs traditionellste und höchstrangige Ehrung für Techniktransfer!
Wien (pts003/20.11.2005/20:34) Heute abends erfolgt die feierliche Überreichung der Wilhelm-Exner-Medaillen 2005. Zu Mittag lädt Bundespräsident Heinz Fischer die Laureaten und Vertreter des Präsidiums des Österreichischen Gewerbevereins (ÖGV) zu einem gemeinsamen Essen in die Präsidentschaftskanzlei ein.
Die Exner-Laureaten 2005 sind:
+ Univ.-Prof. Dr. Hermann Kopetz leitet das Institut für Technische Informatik der Technischen Universität Wien. Er gilt als Pionier von fehlertoleranten Echtzeitcomputersystemen, die von besonderer Bedeutung insbesondere im Fahrzeugbereich sind.
Als Beispiel kann die Regelung einer Diesel-Einspritzpumpe angeführt werden. Dabei muss die Treibstoffzufuhr zu einem Motor in Abhängigkeit vom Betriebszustand, der wiederum von einer Anzahl von Sensoren überwacht wird, geregelt werden. Bei Vollgas ist das Zeitfenster für diesen Einspritzvorgang sehr schmal, denn der Dieselmotor ist inhärent instabil und würde bei Vollgas "durchgehen", die Drehzahl würde sehr rasch - und dabei reichen Sekundenbruchteile - auf katastrophale Werte steigen, mit der Folge, dass sich der Motor selbst zerstören würde. Dieser Betriebszustand muss daher sehr rasch erkannt und die Treibstoffzufuhr unverzüglich gedrosselt werden. Eben diese industrielle Umsetzung, die auch von der von Kopetz gegründeten Firma TTTech vorgenommen wird, war neben den herausragenden wissenschaftlichen Leistungen Grund für die Verleihung der Wilhelm-Exner-Medaille.
+ Univ.-Prof. Dr. Jan Egbert de Vries trat nach einer beachtlichen internationalen wissenschaftlichen Karriere 1997 als Leiter in das Novartis Forschungsinstitut Wien (NFI) ein. Besonders hervorheben ist, dass in der Zeit seiner Leitung die in Wien entdeckte Wirksubstanz Elidel, zur topischen Behandlung von Neurodermitis abgeschlossen werden konnte. Elidel erreichte bereits 2004 Verkaufszahlen von 350 Millionen US Dollar. Aufgrund dieser so erfolgreichen Tätigkeit wurde Jan de Vries 2004 auch zum Global Head der Disease Area Auto-Immunity and Transplantation mit Forschungsaktivitäten in Wien und Basel ernannt. Unter seiner Führung erreichten in den letzten Jahren eine ganze Reihe von innovativen Wirkstoffen die klinische Testphase, wovon besonders FTY720 erwähnt werden muss, da es ein sensationelles und viel versprechendes neues Mittel darstellt, das Bahn brechend für die Behandlung von Multipler Sklerose sein wird. FTY720 befindet sich derzeit in einer sehr fortgeschrittenen klinischen Testphase und sollte 2009 auf dem Markt sein. De Vries hat damit gezeigt, dass es in der Pharmaforschung darum geht, die Umsetzungsprozesse immer stärker zu beschleunigen, was ihm auch eindrucksvoll gelungen ist. Dafür wird ihm heuer die Wilhelm-Exner-Medaille verliehen.
+ Univ.-Prof. Dr. Anton Zeilinger leitet das Institut für Experimentalphysik an der Universität Wien. Muss man Anton Zeilinger eigentlich überhaupt noch vorstellen? Er zählt sicherlich zu den populärsten Wissenschaftlern in Österreich mit auch beachtlicher medialer Präsenz. Trotz des schnell hingesagten Begriffs "Beamen" sollte doch auf die Verdienste des Laureaten auf den Gebieten Quantenphysik und Quantenmechanik spezifischer eingegangen werden. Die Quantenmechanik befasst sich mit den Eigenschaften von kleinsten Einheiten, wie etwa den Atomen, Photonen oder Elektronen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen stellen das klassische physikalische Weltbild, vor allem aber unser Alltagsverständnis, das letztlich auf unserer Sinneserfahrung beruht, grundsätzlich in Frage. Somit kann man auch ruhig behaupten, dass die Ergebnisse auf dem Gebiet der Quantenphysik zu einer tief greifenden Veränderung der Sicht, der uns über die Sinnesphysiologie zugänglichen Welt, geführt haben. Beispielsweise steht nunmehr fest, dass, anders als Objekte im täglichen Leben, zwei oder mehr Quantenobjekte - also Materie- oder Lichtteilchen mit Wellennatur - so miteinander verbunden werden, dass sie, unabhängig davon wie weit sie voneinander entfernt sind, bei einer Beobachtung immer die gleichen Eigenschaften aufweisen, auch wenn jedes Teilchen für sich alleine beobachtet keine festgelegten Eigenschaften hat. Von Albert Einstein wurde dieses Phänomen als "spukhafte Fernwirkung" bezeichnet. Der österreichische Nobelpreisträger Erwin Schrödinger nannte die spukhafte Fernwirkung später etwas prosaischer "Verschränkung". Er betonte auch, dass dieses Phänomen als wesentliches Charakteristikum der Quantenphysik zu sehen ist. Wie wir den neuesten Meldungen entnehmen, dehnt Zeilinger nun seine Experimente zur Quantenkommunikation konsequent aus. Derzeit versucht er, verschränkte Photonen von einer kanarischen Insel zu einer anderen zu beamen. Er will diese Testreihen aber auch zwischen der Raumstation ISS und der Erde durchführen. Nach der diesjährigen Verleihung der Wilhelm-Exner-Medaille an Prof. Zeilinger fehlt jetzt wahrlich nur mehr der Nobelpreis!
Die Exner-Medaille, die 1921 erstmalig an Wilhelm Exner selbst vergeben wurde, wird Persönlichkeiten zuerkannt, die sich besonders für den Techniktransfer engagieren. Geschäftsführer der gleichnamigen Stiftung ist Univ.-Prof. Dr. Uwe Sleytr.
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