pts20060220029 Politik/Recht

Gewerbeverein: Nun wollen sich die EU-Parlamentarier eine Eisenbahn schenken!

Primär für ihren Komfort sollen Brüssel und Straßburg näher zusammen rücken!


Wien (pts029/20.02.2006/21:15) 23 EU-Parlamentarier treten jetzt für die Beschleunigung des Bahnverkehrs zwischen den beiden Parlamentssitzen Brüssel und Straßburg mit Vehemenz ein. Die Bahnlinie, die derzeit mit Muße bereist wird, in dem man vom Bummelzug aus den Kühen beim wieder käuen zuschauen kann, soll zu einer "Art Rückgrat der Schieneninfrastruktur für Zentraleuropa" aufgemöbelt werden. Nun scheinen die 23 Parlamentarier Zentraleuropa nicht orten zu können. Und im Übrigen dürfte ihnen ihr eigener Komfort über alles gehen - mutmaßt man im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV)!

So dreist hat zuvor noch kein EU-Politiker Privilegien eingefordert. Man ist in der EU schon so weit, dass man nicht einmal mehr vorgibt, etwas für die zu vertretenden Bürger zu tun. Nein, es wird offen zugegeben, dass der unnötige Wanderzirkus der Parlamentarier zwischen den beiden Parlamentsorten unbequem sei.

Als ob EU-Gesetze nun besser werden würden, wenn die Parlamentarier kürzer auf Reisen sind!
Merkwürdig neben all den anderen Argumenten ist wohl, dass niemand auf die nahe liegendste Idee kommt, das Europarlament nur mehr an einem Standort zu belassen. Aber das steht ja sogar klein gedruckt in der Europäischen Verfassung (Protokoll A/6.), dass das Parlament in Straßburg, Brüssel und dessen Generalsekretariat in Luxemburg domiziliert ist. Alleine deswegen sollte man das Jahrhundertwerk ablehnen!

Der Leidensdruck der Parlamentarier muss in der Tat furchtbar sein. Die 430 Kilometer zwischen den beiden Parlamentsstädten werden von einem Eurocity schon einmal in 4,5 Stunden absolviert. Was sollen da Unternehmer sagen, die für die 60 Kilometer Wien - Bratislava 2,5 Stunden im Zug sitzen? Primär wichtig ist, dass der Parlamentarier-Wanderzirkus komfortabel reist. Erst dann kommt die Sorge, dass nur eine dicht vernetzte, moderne Wirtschaft überhaupt das Geld in Brüssel abliefern kann, dass der Luxus von 2,5 Parlamentssitzen kostet.

Im Grunde genommen, funktioniert die EU und ihre Funktionäre nicht viel anders als einstens Bonzen-Burgenland. Man sagt, die überdurchschnittlich vielen Autobahnzubringer dort verdanken wir der Begehrlichkeit der damaligen Landespolitiker. Die wollten von zu Hause nicht zu weit zur Autobahn fahren.

Die Schamlosigkeit, das mangelnde Unrechtsempfinden und die Privilegienritterei der EU-Parlamentarier war schon immer unerträglich. Mit ihrer Forderung nach einer beschleunigten Bahnlinie zwischen Brüssel und Strassburg ist aber jetzt der Gipfel der Frechheit überschritten.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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