Gewerbeverein: Gibt's wirklich Nachholbedarf bei österreichischen Löhnen?
Österreichs Kollektivvertragsverhandler nahmen am Nachzügler Lettland Maß!
Wien (pts001/19.03.2006/21:06) Den zehntstärksten Rang nimmt Österreich bei der Erhöhung der Bruttoarbeitskosten pro Stunde ein. Vor uns liegen die Nachzüglerländer Lettland, Estland, Litauen, die Slowakei, Ungarn, Slowenien, die Tschechische Republik und Polen. Ja, und auch noch Luxemburg; aber das nimmt von der Größe gerade den Status eines Bundeslandes ein. Um 3,8 Prozent stiegen im vierten Quartal unsere Bruttoarbeitskosten. Übernehmen wir uns nicht ein bisschen - fragt der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV)?
Deutschland tümpelt vergleichsweise bei 0,4 Prozent dahin und Euroland kommt gerade auf 2,4 Prozent. Selbst die EU25 - also inklusive der Nachzüglerländer - bringen es auf einen niedrigeren Durchschnittssatz als Österreich: 2,9% (Da befinden sich aber auch die Balten mit drinnen, die auf 14 bis 17 Prozent kommen.
Österreichs Lohnkosten und damit auch die Bruttoarbeitskosten sind absolut gesehen unter den höchsten der Welt. Was gibt uns die Selbstsicherheit, so auf die Pauke zu hauen?
Mit welcher Begründung man etwa Beamten und Lehrlingen im Spätherbst 2005 Spitzenentgeltserhöhungen zuschanzte, entzieht sich jeglicher Logik. Von beiden Berufsgruppen gibt es unkündbare Vertreter in überflüssiger Menge.
Doch da wird ja immer ein Argument herangezogen, wenn die Logik nicht mehr greift. Starke Lohnerhöhungen stimulieren den Konsum. Nun der hat um Weihnachten herum bescheiden angezogen. Davor ist seit 2000 das Geld in den Sparstrumpf geflossen. Die Sparquote in Österreich legte enorm zu.
Österreichs Kollektivvertragspartnern wird - der ÖGV arbeitet hier wie eine Tibetanische Gebetsmühle - Zurückhaltung empfohlen. Es gibt genug Volkswirtschaften, die sich durch überzogene Entgeltserhöhungen ins Out manövrierten.
Österreich hat derzeit eine Sonderstellung in Mitteleuropa. Von dort rührt unser Wohlstand, nicht von dem Beamtenheer, dass wir mitschleppen und auch nicht von den ÖBBlern mit ihren satten Privilegien. Unseren Monarchiebonus werden wir aber nicht ewig mitnehmen können.
Da macht doch, liebe KV-Verhandler eher Einmal-Bonus-Regelungen. Es muss ja nicht immer nach dem Sperrklinkenprinzip jedes Gehalt und jeder Lohn ins Unermessliche nach oben getrieben werden. Und jeder Mitarbeiter im obersten Entgeltbereich sollte wissen, dass er natürlich im Falle einer Unternehmenskrise an vorderster Linie derer steht, von denen man sich trennt!
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