pts20060419009 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Taipeh fordert: Die Lücke schließen

Taiwan als Beobachter der WHO-Versammlung


Hamburg (pts009/19.04.2006/10:00) Aktuell sorgt die Ausbreitung der durch das - auch für den Menschen gefährliche - H5N1-Virus ausgelösten Vogelgrippe weltweit für Verunsicherung und macht deutlich, wie lebensnotwendig eine lückenlose Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich ist. Wie schon die SARS-Epidemie 2003 wirft auch die Vogelgrippe ein Schlaglicht auf die komplizierte Situation Taiwans, das auf politischen Druck Chinas seit 1971 international isoliert und seit 1972 auch aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgeschlossen ist. Auch wenn WHO-Generaldirektor Dr. Lee Jong-wook während der SARS-Krise betonte, dass "wir uns Lücken in unserem globalen Beobachtungs- und Meldesystem nicht erlauben können", bleibt für Taiwan der Weg in die WHO versperrt. Nur gelegentlich werden taiwanische Experten zu WHO-Fachkonferenzen zugelassen.

Die geostrategische Position Taiwans als internationales Drehkreuz im westlichen Pazifik sowohl für den Handels- wie für den Personenverkehr macht eine Einbindung in das globale Seuchenbekämpfungsnetz unerlässlich. Die 23 Millionen Bewohner der Insel, darunter rund 400.000 ausländische Staatsbürger, haben ein Anrecht auf den Schutz ihrer Gesundheit durch das WHO-System. Die Bürger Taiwans fühlen sich verpflichtet, in der Weltgemeinschaft Verantwortung zu übernehmen und mit ihren Ressourcen und Erfahrungen zum Wohle aller beizutragen.

Daher versucht Taiwan in diesem Jahr zum wiederholten Mal einen unpolitischen Weg aus dem Dilemma zu weisen: Es bewirbt sich im Mai bei der WHO-Generalversammlung in Genf, jedoch nicht um eine Vollmitgliedschaft, sondern um einen Beobachterstatus als so genannte "Einheit im Gesundheitswesen - Health Entity", wie ihn auch das Rote Kreuz oder die palästinensische Autonomiebehörde innehaben. Angesichts drohender Gefahren für die globale Gesundheit ist die Schließung der Lücke zwischen der WHO und Taiwan dringend geboten. Im Krisenfall sind Taiwans Gesundheitsbehörden als einzige zuverlässige Informationsquelle zu Krankheitsausbrüchen der direkte Ansprechpartner; das Verschwenden wertvoller Zeit, wenn - wie zu Beginn der SARS-Krise geschehen - Meldungen von Krankheitsfällen ignoriert werden, ist kontraproduktiv und gefährdet unnötig Leben.

Nach SARS 2003 ist in diesem Jahr die Vogelgrippe ein Warnsignal für unsere globalisierte Welt und beweist die Dringlichkeit der Teilnahme Taiwans an der WHO. Im Interesse der Gesundheit und des Wohlergehens aller Menschen ist zu hoffen, dass die WHO-Generalversammlung dieses Mal der Vernunft den Vorrang vor politischen Rücksichten einräumt.

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