pts20060719023 Politik/Recht, Bildung/Karriere

Gewerbeverein fordert eine Bildungspolitik mit Zukunft

Wünsche der Wirtschaft an eine neue Bundesregierung


Wien (pts023/19.07.2006/11:33) Der Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV) stellt fest, dass es für seine Mitglieder immer schwieriger wird, gut gebildete und motivierte Lehrlinge zu finden. Nicht nur, dass Grundvoraussetzungen, wie Deutsch- und Mathematikkenntnisse jedes Jahr mangelhaft beherrscht werden, fehlt es vielen Kandidaten erheblich an sozialer Kompetenz. Zunehmend müssen auch Motivationsmängel, sich überhaupt für einen Job zu bewerben, festgestellt werden. Der ÖGV nimmt deshalb im Herbst wieder seine erfolgreichen "Lehrlingsnachmittage" auf, bei denen seine Unternehmer als Sparring-Partner für Orientierungs- und Präsentationsgespräche der Schüler bereit stehen.

Der ÖGV sorgt sich, Jahr für Jahr bei Lehrlingen einen schlechteren Ausbildungsstand unmittelbar vor Antritt einer Lehre feststellen zu müssen. Unter vielen Ursachen können Klassen mit bis zu 100% Migrationshintergrund, überforderte Lehrer, fehlende Förderung und Motivation durch die Eltern, ein Umfeld, in welchem Aus- und Weiterbildung grundsätzlich keinen hohen Stellenwert hat, als Hauptfaktoren identifiziert werden.

Dass immer noch die große Mehrheit der Lehrlingsanwärter Friseurin oder KFZ-Mechaniker werden will, trägt zu beruhigenden Zukunftsaussichten ebenso wenig bei, wie die signifikante Zahl jener Jugendlichen, die die Unterstützung durch die Sozialhilfe einem Job vorziehen würde. In unseren Schulen läuft etwas kolossal aus dem Ruder.

Der ÖGV bringt deshalb in Kooperation mit dem Familienbund auch diesen Herbst wieder seine erfolgreichen "Lehrlingsnachmittage". Hier können Schüler, die unmittelbar vor der Suche einer Lehrstelle stehen, mit Unternehmern und leitenden Angestellten der ÖGV-Mitgliedsbetriebe Erwartungen und Berufsorientierung evaluieren und gezielt Vorstellungsgespräche üben. Der ÖGV hat die Erfahrung gemacht, dass das direkte Gespräch bei viele Jugendlichen einen Meinungsumschwung ausgelöst hat und sie motiviert ihr Leben selbst ein wenig mehr in die Hände zu nehmen. Der Gewerbeverein hofft, auch diesmal mithelfen zu können, mit seinem Feedback den Jugendlichen, aber auch ihren Eltern und Lehrern einen realistischen Eindruck auf das "echte Leben" in den Betrieben geben zu können.

Der ÖGV sieht darüber hinaus auch politischen Handlungsbedarf und fordert von einer neuen Bundesregierung eine Bildungspolitik, die jenseits von ideologischen Geplänkel internationalen Expertenrat ernst nimmt, Schulmodelle der PISA-Vorbilder Finnland, Japan oder Neuseeland ebenso nach Verbesserungen durchforstet, wie es eine grundlegende Neuorientierung in der Schülerbewertung und -förderung verdient hätten. Eine Studie der Universität Würzburg zeigt zudem, dass viele Persönlichkeitsbereiche, wie soziales Verhalten, Feinmotorik, Moralverständnis, etc., bereits im Alter bis zu 4 Jahren derart geprägt sind, dass festgestellte Unterschiede zwischen den Kindern, auch im Erwachsenenalter ähnlich stark gemessen werden. Da liegt es auf der Hand, einen verpflichtenden, freien und fördernden Kindergartenbesuch einzuführen.

Der ÖGV meint, dass es einer großen, gemeinsamen Anstrengung bedarf, unserer Jugend jetzt bessere Karten für ihre Zukunft in die Hand zu geben. Ohne einen echten Kulturbruch wird das Auslaufen der Übergangsbestimmungen für die neuen EU-Länder bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit nicht nur für Lehrlinge verheerend sein.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Stephan Blahut
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: s.blahut@gewerbeverein.at
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