pts20061205018 Handel/Dienstleistungen, Medien/Kommunikation

Postmoderne Post

Neue Arten der Zustellung brauchen einheitliche Regeln


Wien (pts018/05.12.2006/10:43) Seien Sie ehrlich! Wann haben Sie den letzten Brief per Hand geschrieben? Eben. Internet, Mails und andere Kanäle lösen das gute alte Papier ab. Auch im Behördenbereich bekommt die Post ein frisches Gesicht. Die Normung arbeitet deshalb an zeitgemäßen Standards.

Früher war es einfach: Eine Unterschrift, ein Stempel hat den Sender eindeutig identifiziert. Das Original war Original. Die Kopie erhielt einen Stempel. Wie macht man das in Zeiten, in denen nicht nur Papier ins Haus flattert, sondern Dateien via Internet genauso ein Original sein wollen, ein Antrag via Internet gestellt, ein Angebot für eine Ausschreibung vom PC abgeschickt wird? Man muss sich um neue Standards kümmern.

Wider das Monopol

"Es geht darum, Adressen zu normen, Daten zu schützen oder Originale zu identifizieren", sagt Mag. Walter Trezek, Vorsitzender des ON-Komitees ON-K 231. Kernaufgabe ist: die Zustellung zu standardisieren - jenseits des österreichischen Postmonopols. Was im Monopol bleiben wird - zumindest vorläufig - ist die Standardzusendung: ein Brief mit Briefmarke mit einem Gewicht bis zu 50 Gramm. Doch die Europäische Union hat frühzeitig erkannt: Das Ziel ist ein gemeinsamer Markt für Postdienste aller Staaten ohne Monopole.

Antreiber

1997 entstand die erste Postrichtlinie der EU, die 2003 angepasst wurde. Das große Ziel ist: bis 2009 den Markt komplett zu öffnen. Es sollen weder nationale, technische noch sachliche Schranken übrig bleiben. In Österreich ist Trezek seit neun Jahren eine der treibenden Kräfte in der Postnormung. Nach vier Jahren als Leiter der Abteilung neue Technologien der Post hat er sich selbstständig gemacht. Seine Firma Document Exchange Network ist spezialisiert auf Beratung in digitalen Transportsystemen.

Der nächste Schritt

International sind einige Normen und Standards bereits ausgearbeitet (siehe unten). "Doch jetzt muss gehandelt werden", so Trezek. In wenigen Wochen wird in Österreich die prCEN/TS 15121 eintreffen. Diese Technische Spezifikation (TS) regelt die elektronische Briefmarke und beschreibt die Prozesse der dualen Zustellung. Darunter ist ein System zu verstehen, das zwischen elektronisch oder Papier springen kann. Eine Datei wird digital geschickt und dann ausgedruckt. Oder: Ein Brief trifft ein und wird digitalisiert. "Österreich muss zur europäischen Vorgabe die nationale Anwendung erarbeiten", so der Komitee-Vorsitzende.

Mitarbeiter gesucht

Entweder wird ein Handbuch die Norm auslegen oder eine neue ÖNORM erarbeitet werden. Sinn von beiden ist: Für die österreichische Gesetzeslage eine Deutung und Anpassung zu machen. Dafür sucht Trezek noch Mitarbeiter, denn "mit Interessensvertretern allein ist der Norm nicht genüge getan. Wir brauchen auch Experten, die aus der Software-Entwicklung kommen."

Kein Gegeneinander

Die Zeit drängt. Österreich ist im E-Government eines der führenden Länder. Der Städtebund treibt die Digitalisierung der Behörden massiv voran. "Die Normung soll kein anderes oder zweites System entwickeln, das wäre kontraproduktiv", ist Trezek fest überzeugt.

Sein Ziel: Rechtzeitig Standards schaffen, so dass Regierung, Verwaltung und Privatwirtschaft mit einem System arbeiten. Das ist produktiv.

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Moderne Postzustellung in europäischen Standards

ÖNORM EN 13619 Postalische Dienstleistungen - Bearbeitung von Sendungen - Optische Merkmale für die Briefbearbeitung
VORNORM ÖNORM CEN/TS 14014 Postal services - Hybrid Mail - XML definition of encapsulation of letters for automated postal handling (Entwurf)
ÖNORM EN 14142-1 Postalische Dienstleistungen - Adressdatenbanken; Teil 1: Bestandteile der postalischen Anschrift VORNORM ÖNORM CEN/TS 14567 Postalische Dienstleistungen - Automatische Verarbeitung von Sendungen - Erkennung des Adressblocks
ÖNORM EN 14615 Postalische Dienstleistungen - Digitale Freimachungsvermerke - Inhalte, Sicherheit und Gestaltung
VORNORM ÖNORM CEN/TS 14826 Postal services - Automatic identification of items - Two dimensional bar code symbol print quality specification for machine readable Digital Postage Marks (Entwurf)
VORNORM ÖNORM CEN/TS 15130 Postal services - DPM infrastructure - Messages supporting DPM applications
VORNORM ÖNORM CEN/TS 15523 Postal service - Statement of mailing submission
prCEN/TS 15121 Postal services - DPM infrastructure - Messages supporting DPM applications
prCEN/TR 15524 Postal services - Customer-directed information incl. track and trace - General concepts and definitions

Hinweis

Wenn Sie Fragen zu diesem Normungsthema haben oder mitarbeiten möchten, wenden Sie sich bitte an die zuständige Komitee-Managerin im ON:
Bettina Seitl
E-Mail: bettina.seitl@on-norm.at

(Ende)
Aussender: Österreichisches Normungsinstitut
Ansprechpartner: Dr. Johannes Stern
Tel.: (+43 1) 21300 317
E-Mail: johannes.stern@on-norm.at
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