Gemeinsam für gesundes Sonnen
Bundesumweltministerium und Krebshilfe unterstützen die Zertifizierung von Sonnenstudios
Endingen (pts013/02.05.2007/10:00) Bundesumweltministerium, Deutsche Krebshilfe und Dermatologen sind bereit, die Zertifizierung von Sonnenstudios aktiv zu unterstützen.
Diese Zusicherung hatte der Vertreter des BMU, Dr. Karl-Eugen Huthmacher, im Gepäck, als er am vergangenen Wochenende beim 1. Europäischen Fachkongress der Solarienbranche im Europapark Rust die Position der Bundesregierung zur Regulierung und Selbstregulierung von Sonnenstudios erläuterte.
Vor 250 Studiobetreibern, Solarien-Herstellern und -Händlern skizzierte er den mit allen Beteiligten ausgehandelten Kompromiss über einen Fahrplan zum sicheren Sonnen auf der Sonnenbank durch die Förderung eines Qualitätssiegels "Zertifiziertes Sonnenstudio". In diesen Fahrplan eingeschlossen ist auch die Anpassung an die kürzlich von der EU veranlassten, europaweiten Begrenzung der Bestrahlungsstärken bei Besonnungsgeräten auf 0,3 Watt/m2. Diese neue Regelung greift ab dem 23. Juli 2007 für alle neuen Geräte.
Der Kongressveranstalter Photomed, Verband der Sonnenstudiobetreiber und seit Jahren bemüht um einen sinnvollen Kompromiss im Streit um die künstliche Besonnung, begrüßte die Hilfe aus dem Ministerium bei der Durchsetzung von einheitlichen Qualitäts- und Sicherheitsstandards. Der Photomed-Vorsitzende, Dr. Norbert Schmid-Keiner bezeichnete die Rede Huthmachers als "Schritt nach vorn" und "hart aber fair".
Huthmacher hatte denn auch kein Blatt vor den Mund genommen. Sein Ministerium sei "enttäuscht" über die schleppende Durchsetzung des Gütesiegels "Zertifiziertes Solarium". Erst zwei Prozent der Studios hätten sich bisher zertifizieren lassen. "Das ist völlig unakzeptabel".
Das Qualitätssiegel war in einem langen Vermittlungsprozess zwischen der Solarienbranche, Dermatologenverbänden und Gesundheitsorganisationen wie der Deutschen Krebshilfe bereits im Jahre 2003 aus der Taufe gehoben worden, war bisher aber vor allem am Misstrauen der Studio-Betreiber und Hersteller gescheitert. Mit einem neuen Anlauf und einer gemeinsamen Informationspolitik soll jetzt das Siegel mit verändertem Namen doch noch durchgesetzt werden.
"Das ist Ihre letzte Chance! Wer sie nicht ergreift, der wird am Pranger stehen", rief Huthmacher der versammelten Solarien-Elite zu. Deren Sprecher auf dem Podium in der "Medienhalle" beeilten sich denn auch, dieser gemeinsamen Initiative die uneingeschränkte Unterstützung zuzusichern.
Der Konflikt zwischen der Besonnungsbranche und vor allem den Dermatologenverbänden war in der Vergangenheit mit harten Bandagen und nicht immer mit fairen Mitteln ausgetragen worden. Während die Dermatologen vor allem die erhöhte Hautkrebsgefahr durch den Missbrauch der UV-Bestrahlung ins Feld führte, verwies die Solarien-Seite auf die zahlreichen positiven Gesundheits- und Wellnesswirkungen der Sonnenstrahlen im Freien wie im Solarium. Nach Berechnungen amerikanische Gesundheitsexperten seien die Kosten der Gesundheitssysteme für die Folgen von "zu wenig Sonne" und damit einer unzureichenden Vitamin D-Versorgung um das Zehnfache höher, als die Kosten der Hautkrebsbehandlung.
Tatsächlich hat in den vergangenen Jahren eine ständig wachsende Flut von wissenschaftlichen Studien vor einem "epidemischen" Vitamin D-Mangel gewarnt mit einer Erhöhung des Risikos, an verschiedenen Krebsarten, Stoffwechselstörungen, Osteoporose, Rachitis, Herz-Kreislauf-Schwächen und ähnlichem zu erkranken. Vitamin D wird zu etwa 90 Prozent über die Bestrahlung der Haut mit UV-B-Strahlen im Körper selbst gebildet. Vor allem in unseren Breiten sind aber die Sonnenstrahlen von Oktober bis März/April nicht stark genug, diesen Prozess im Körper anzustoßen.
Der Erste Fachkongress der Solarienbranche seit ihrer Begründung vor mehr als 25 Jahren stand im übrigen ganz im Zeichen einer Trendwende weg von der bedingungslosen Bräunung hin zu einer neuen Gesundheits- und Wellness-Orientierung mit Qualität, Stil und Kundenberatung. Mit dieser Neuorientierung und der Wiederentdeckung der "Sonne als billigstes Heilmittel", wie es der Harvard-Professor Dr. Michael Holick ausdrückt, fühlt die Branche neuen Aufwind unter den in letzter Zeit stark gezausten Flügeln.
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