8,9 Mrd. Dollar Verlust: Wachovia lässt Anleger erblassen
Eigenkapital soll mit 87-prozentiger Dividendenkürzung gestärkt werden
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Wachovia verdreifacht Verlust im zweiten Quartal (Foto: pixelio.de, Stefan) |
Charlotte/New York/Kaarst (pte032/22.07.2008/17:10) Das angeschlagene viertgrößte US-Bankeninstitut Wachovia http://www.wachovia.com muss für das zweite Geschäftsquartal einen Gesamtverlust von 8,9 Mrd. Dollar verkraften. Wie das Wall Street Journal heute, Dienstag, unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, soll nun zur Stärkung der Eigenkapitalbasis erneut die Dividende gestutzt werden. Auch die europäischen Börsen weiteten ihre Verluste aus. So verlor der Dax im Tief um 1,6 Prozent oder 103 Punkte und erreichte zwischenzeitlich nur 6.322 Zähler, berichtet die Financial Times Deutschland. Bereits am 10. Juli dieses Jahres musste das Unternehmen für das zweite Geschäftsquartal zwischen 2,6 und 2,8 Mrd. Dollar Verlust in Aussicht stellen. Dass dieser Wert rückblickend jetzt nur noch ein Drittel des gesamten zweiten Quartalsverlusts darstellt, überraschte die Analysten (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080710015).
"Der massive Einbruch Wachovias war in Frankfurt an der Börse ein Thema. Dennoch muss man sagen, dass angesichts der immer neu auftauchenden Meldungen derartige Schreckensszenarien bereits schon eingepreist sind", so Ingo Kreisinger, Leiter Aktienhandel Frankfurt bei der Baader Wertpapierhandelsbank http://www.baaderbank.de , im Gespräch mit pressetext. Laut dem Finanzfachmann sei der Überraschungseffekt mittlerweile abgemildert. Der heute veröffentlichte Gesamtverlust drückt sich in einem Minus von 4,20 Dollar je Aktie aus, umfasst jedoch auch eine Goodwill-Abschreibung von 6,1 Mrd. Dollar, die letztendlich nicht in den Bargeldbestand einfließt und diesen daher auch nicht belastet. Die Kreditvorsorge erhöhte Wachovia um 4,2 Mrd. auf 5,5 Mrd. Dollar. Herausgerechnet der sogenannten außerordentlichen Effekte lag das Minus im Nettobereich bei 2,67 Mrd. Dollar.
Die Bankenbranche richtet den Großteil ihrer Aufmerksamkeit nun auf den neu bestellten Vorstandschef Robert Steel. Als erste Kapitalmaßnahme wolle dieser die Dividende radikal um 87 Prozent von 37,5 Cent auf nunmehr fünf Cent kürzen. Mit diesem ersten Schritt hofft Steel auf Einsparungen von 700 Mio. Dollar pro Quartal. "Obwohl eine solche Maßnahme zwar zulasten der Anleger geht, ist dies ein legitimes Mittel", fügt Kreisinger auf Nachfrage von pressetext hinzu. Zudem wolle Steel Teile des Hypothekengeschäfts aufgeben, worauf 1.000 Mitarbeiter innerhalb des Bankenkonzerns den Job wechseln sollen. Die Kapitalquote liege laut dem Manager derzeit bei rund acht Prozent. Von den aktuellen Hiobsbotschaften ausgelöst, sackte das Wachovia-Papier im vorbörslichen Handel um zwölf Prozent auf 11,60 Dollar ab. Daraufhin zeigte sich Chairman Lanty L. Smith enttäuscht von der Performance und betonte, dass die Endergebniszahlen in keiner Weise akzeptabel seien.
Laut Smith sei das Ausmaß des Verlusts für das zweite Quartal nicht nur Ausdruck eines industriellen Gegenwinds, sondern auch durch schwächere makroökonomische Bedingungen geprägt, zitiert das Wall Street Journal Smith. Obwohl das Institut im US-Immobiliengeschäft hohe Verluste hat einstecken müssen und im vergangenen Jahr mehr als 50 Prozent des eigenen Börsenwerts verlor, wurde das Ausmaß des Schadens erst Mitte April deutlich. Damals kündigte man bereits eine Kapitalerhöhung von sieben Mrd. Dollar sowie eine Dividendenkürzung um 41 Prozent an. Dennoch hat sich das Institut bislang nicht erholt - seit Jahresbeginn verlor das Papier über 59 Prozent an Wert. "Auch Wachovia wird an der Krise nicht scheitern, sondern langfristig gestärkt daraus hervorgehen. Obwohl derzeit genug Kapital im Markt ist, sind die Anleger zurückhaltender geworden", erläutert Jörg Urlaub, Alleinvorstand des deutschen Finanzdienstleisters Incam http://www.incam.de , abschließend gegenüber pressetext.
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