pts20090210011 Tourismus/Reisen, Kultur/Lifestyle

Weben, Knüpfen, Flechten: Türkische Handwerkskunst verzaubert


Wien (pts011/10.02.2009/10:00) Seide ist kein Stoff, sondern ein Gefühl. Um diesem Gefühl auf den Grund zu gehen, empfiehlt sich ein Besuch der türkischen Handelsstadt Bursa. Die Stadt ist ein wichtiges Zentrum für die Seiden-Produktion und spielt eine bedeutende Rolle in der Textilbranche des Orients. Highlight ist der Seidenbasar Koza Han - ein historischer Handelsplatz für Seidenprodukte. Der Basar liegt im gleichnamigen Park und wurde 1490 von Abdülula Bin Pula Shah erbaut. Koza Han ist auch ein beeindruckendes Beispiel für den Ziegelsteinbau.

Der heutige Koza Han
Im Zentrum von Bursa gelegen, beherbergt der Koza Han ungefähr 95 Räume. In den Räumen der oberen Stockwerke lässt sich fast alles kaufen, was das Herz begehrt: eine erstaunliche Auswahl an Seidenprodukten von Schals bis hin zu Kissenbezügen und Kleidung mit traditionellen türkischen Motiven wartet hier auf den Käufer. Die umliegenden Teehäuser laden auf eine gemütliche Tasse türkischen Tee ein, um sich kurz von dem Trubel zu erholen. Das wahre Vergnügen beim Besuch von Koza Han ist das Preis-Feilschen mit den Händlern sowie die Fülle facettenreicher Seidenprodukte.

Kopfschmuck als Schmuggelversteck
Obwohl Koza Han schon länger nicht mehr mit schneeweißen Seidenwurm-Kokons gefüllt ist, werden der Name des Gebäudes und die Stadt Bursa noch immer mit Seide gleichgesetzt. Seide wurde zu allererst 2600 v.Chr. in China produziert. Die Chinesen hüteten das Geheimnis der Seidenproduktion über 2000 Jahre lang wie ihren Augapfel. Erst 149 v.Chr., wie eine Legende besagt, heiratete Hakan, der König von Khotan in Turkistan (heute erstreckt sich das Gebiet vom Kaspischen Meer bis zur Wüste Gobi) eine chinesische Prinzessin. Sie konnte die Seidenproduktion nicht missen, also schmuggelte sie in ihrem Kopfschmuck die Kokons von Seidenwürmern in ihre neue Heimat.

Später entsandte Hakan 400 Seidenproduzenten nach Bursa und verbreitete so die Seide weltweit. Während der osmanischen Herrschaft war Bursa nicht nur der Seidenlieferant für den osmanischen Hof, sondern auch für die europäischen Herrenhäuser. Bereits im 15. Jahrhundert exportierte Bursa Seide in die ganze Welt und galt als wichtiges Zentrum für die Seidenraupenzucht.

Hereke - Zentrum der Teppichkunst
Hereke, am nördlichen Rand der Izmit Bucht gelegen, ist bekannt für die feinsten handgeknüpften Teppiche der Welt, die den Inbegriff türkischer Teppichkunst darstellen. Die Teppiche werden mit der Technik des türkischen Knoten doppelt geknüpft, die als Garant für ein langlebiges Produkt gelten. Seidenteppiche aus Hereke werden ausschließlich mit Seide aus Bursa verarbeitet und bestehen aus einer Million bzw. 1,2 Millionen Knoten pro Quadratmeter. Im Durchschnitt kann ein erfahrener Teppichknüpfer einen Hereke-Teppich mit einer Million Knoten innerhalb eines Jahres fertig stellen.

Strümpfe und Pantoffeln aus Filz
Das Filzwalken gehört ebenfalls zu den ältesten Techniken türkischer Handwerkskunst. Diese Kunst wurde im 11. Jahrhundert von Mittelasien nach Anatolien gebracht. Heute findet sich Filz hauptsächlich in den Provinzen Afyon, Konya, Izmir oder Erzurum. Tierische Fasern, in der Regel Wolle, werden erhitzt, mit Seife, Fett und Säure versetzt und kräftig durchgewalkt. So entsteht unter großem Druck ein gepresster Stoff - der Filz. Die hergestellten Stoffe werden in den Werkstätten zuletzt mit geometrischen Mustern, Figuren oder Naturmotiven verziert. Oftmals werden die Filzstoffe in Bedarfsgegenstände umgewandelt, wie zum Beispiel Stiefel, Strümpfe, Pantoffel, Läufer oder Gebetsteppiche.

Keramisches Kunsthandwerk
Iznik galt als Zentrum der türkischen Keramik. Noch bevor die osmanischen Türken die Region eroberten, wurde dort mit Tonschlicker bemalte Keramik hergestellt, die durch die persische und afghanische Kultur beeinflusst war. Zwischen 1490 und 1700 hatte die Iznik-Keramik ein Dekor, das unter eine dünne transparente Glasur auf einen lockeren weißen Untergrund aufgetragen wurde. Die Muster waren meist kobaltblau, dann türkis und violett und später schließlich rot.

Ein wahres Einkaufsvergnügen
Die Handwerkskünste haben in der Türkei auch heute noch große Tradition und gelten in vielen Regionen als wichtiger Broterwerb. Die oft kunstvoll verzierten Handwerksprodukte machen es auch unmöglich, einem Einkauf zu widerstehen. Bereits seit Jahrtausenden ist die Handwerkskunst fixer Bestandteil traditioneller türkischer Kultur und wird es vermutlich immer bleiben. Wer sich also in die Zentren türkischer Handwerkskunst begibt, wie Bursa, Hereke, Konya oder Iznik, wird die Orte nicht ohne leere Taschen verlassen.

Über das Türkische Informationsbüro für Kultur und Fremdenverkehr
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