Auf den Spuren der Jesuiten ins Wittelsbacher Land
Radroute führt vom Augsburger Jesuitenkolleg zu Jesuitenschlösschen in Kissing
Augsburg (pts025/09.06.2009/13:10) Was haben Friedrich Spee, der gegen die Hexenverfolgung eintrat, und Christoph Scheiner, der die Sonnenflecken entdeckte, gemeinsam? Beide, der Anwalt der Menschenrechte und der Naturwissenschaftler, gehörten dem Jesuitenorden an. Dass der größte Männerorden der katholischen Kirche bedeutende Intellektuelle stellte, dass Jesuiten in Indonesien, Japan und China missionierten, in Paraguay einen "Jesuitenstaat" bildeten und noch heute in 125 Ländern der Erde tätig sind, ist in aller Regel bekannt. Naturgemäß weit weniger bekannt ist die bedeutende Rolle der Jesuiten in der Bischofsstadt Augsburg: Dort wirkte mit dem 1925 heiliggesprochenen Petrus Canisius (1521 - 1597) der erste Jesuit deutscher Sprache. Der erste Provinzial der Oberdeutschen Jesuitenprovinz war auch der erste Geistliche in der Augsburger Fuggerei, ab 1559 Domprediger in Augsburg und Initiator des von den Fuggern geförderten Augsburger Jesuitenkollegs. Dessen bekanntester Absolvent war übrigens der Buchbindersohn Leopold Mozart, der Vater, Erzieher und Musiklehrer W.A. Mozarts.
Die Fugger stifteten für das Augsburger Jesuitenkolleg immense Beträge. Die landwirtschaftliche Versorgung des Jesuitenkollegs sicherten deren Besitzungen im Osten der damaligen Freien Reichsstadt. In Rederzhausen und Wiffertshausen besaßen die Augsburger Jesuiten Grund und Boden, 1602 erwarben sie vom Augsburger Bischof die Hofmark Kissing mit dem Schloss in Kissing und dem Hofgut Mergenthau. Mit beiden Orten verbinden sich drei bekannte Namen. Das ehemalige Ilsungschloss in Kissing hatte 1595 Elias Holl, der Baumeister des Augsburger Renaissancerathauses, umgestaltet. Das heutige Schlösschen im Kissinger Ortsteil Mergenthau hatte 1713/14 Hans Georg Mozart, der Urgroßonkel W.A. Mozarts, errichtet. Beide Schlösser dienten den Augsburger Jesuiten als Sommerresidenzen und Orte der Erholung. Die Jagd gehörte zum Freizeitvergnügen der geistlichen Herrn: Deshalb war auch Matthäus Klostermayr, der "Bayerische Hiasl", Jagdgehilfe auf Mergenthau - aber nur solange, bis er einen Jesuiten verspottete, weil der versehentlich eine Katze "erlegt" hatte. Prompt wurde der junge Jagdhelfer entlassen, geriet auf die schiefe Bahn und wurde zuerst Wilderer, dann Räuberhauptmann und 1771 in Dillingen a. d. Donau grausam hingerichtet. Generell waren die Zeiten blutig und unsicher. Die Fugger unterstützten deshalb die Augsburger Jesuiten auch dadurch, dass sie ihnen hinter den schützenden Stadtmauern des benachbarten bayerischen Friedberg zwei Häuser als Zufluchtsstätte stifteten. Im Dreißigjährigen Krieg half das dann alles wenig, und auch eine in Friedberg von den Fuggern gestiftete kleine Kirche wurde zerstört.
Bei den Relikten des teils abgebrochenen Augsburger Jesuitenkollegs startet seit kurzem eine insgesamt 25 Kilometer lange Fahrradtour mit dem Namen "Der Jesuitenweg". Die Beschilderung leitet über den Augsburger Dom ins altbaierische Friedberg. Wer die Route abkürzen will, könnte sie auch am Friedberger Bahnhof beginnen oder enden lassen. Auch ein Zwischenstopp lohnt - ganz besonders bis zum 6. September. An diesem Tag endet im Wittelsbacher Schloss die Ausstellung "Jesuiten - Die Welt ist unser Haus". Hier wird die Rolle des Ordens in der Region und in der Welt dokumentiert (Infos: http://www.friedberg.de).
Da jedoch die landschaftlichen Reize des "Wittelsbacher Lands", der Freizeit- und Ferienregion im Landkreis Aichach-Friedberg, erst ab Friedberg voll zur Geltung kommen, werden die meisten Radwanderer wohl die Endstation in Kissing ansteuern. Der Bahnhof in Neu-Kissing bringt den müden Radwanderer zurück nach Augsburg. Noch müder sind sicherlich jene, die dem "Jesuitenweg" zu Fuß folgen. Für die 25 Kilometer Wegstrecke zwischen Augsburg und Kissing werden 6,5 Stunden veranschlagt, die Gehzeit ab Bahnhof Friedberg nach Kissing beträgt bei 14,5 Kilometern Weg rund 3,5 Stunden.
Zu dem vom Verein Wittelsbacher Land e.V. konzipierten "Jesuitenweg" und zur Ausstellung "Jesuiten - Die Welt ist unser Haus" informiert ein Prospekt, der bei der Regio Augsburg Tourismus GmbH erhältlich ist: Anfordern unter Telefon 08 21/5 02 07-0 oder per Mail tourismus@regio-augsburg.de .
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