pts20090923024 Forschung/Entwicklung, Medien/Kommunikation

FGF/FMK-Workshop in Wien - Seriöse Forschung oder "Junk Science"?

Mobilfunk: Qualitätsstandards wissenschaftlichen Arbeitens


Wien (pts024/23.09.2009/12:54) 'Wie werden Forschungsergebnisse bewertet und wie schützt man sich vor "Schwarzen Schafen" in der Wissenschaft?' Vier internationale Referenten beleuchteten diese und andere Fragen auf einer Informationsveranstaltung der Forschungsgemeinschaft Funk (FGF) und des Forum Mobilkommunikation (FMK) am 22.09.2009 in Wien. Vor dem Hintergrund der zahlreichen und teilweise heftig diskutierten Ergebnisse der Mobilfunkforschung wurden die Bewertungskriterien von Forschungsergebnissen nationaler und internationaler Gremien vorgestellt. Ebenso im Fokus standen einzelne Veröffentlichungen - insbesondere zu Mobilfunk - der vergangenen Jahre, denen beispielsweise Ungenauigkeit oder sogar Fälschung vorgeworfen wird.

Aufgaben der Kommission "Wissenschaftliche Integrität" der Schweizerischen Akademien der Wissenschaften
Prof. Dr. emerit. Emilio Bossi, Präsident der Kommission "Wissenschaftliche Integrität" der Akademien der Wissenschaften Schweiz
Der Vortrag zeigte die Gründe für das Entstehen und die Maßnahmen zur Begrenzung von wissenschaftlichem Fehlverhalten auf. "Wissenschaftliche Integrität ist eine moralische Grundhaltung. Sie kann nicht vom verantwortungsvollen Umgang mit dem menschlichen Wissensdrang und der menschlichen Neugier losgelöst werden."

Bewertungssystem der Deutschen Strahlenschutzkommission
Prof. Dr. Alexander Lerchl, Vorsitzender Arbeitsgruppe Nichtionisierende Strahlung der Deutschen Strahlenschutzkommission (SSK)
Neben der Vorstellung der Arbeit der Deutschen SSK und deren Klassifizierung von wissenschaftlichen Ergebnissen ging Alexander Lerchl auch auf die Wirkung von umstrittener Studien ein: "Ein zunehmend ernstes Problem sind Studien, die aufgrund gefälschter Daten schädliche Effekte behaupten, die sich in Nachfolgeuntersuchungen zwar nicht reproduzieren lassen, in der Bevölkerung wegen ihrer alarmierenden Befunde jedoch weiterhin für große Unruhe und Ängste sorgen. Es hat sich gezeigt, dass das wissenschaftliche Management erhebliche Defizite hat, wenn es um den Umgang mit gefälschten Daten geht."

Grundlagen der Bewertung wissenschaftlicher Arbeiten,
Prof. Dr. Michael Kundi, Mitglied des Organisationskomitees des Bioinitiative-Reports
Michael Kundi konzentrierte sich in seinem Vortrag auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Forschungsbewertung zwischen den unterschiedlichen Gremien und setzte sich kritisch mit deren Schlussfolgerungen auseinander. "Obwohl sich alle Gruppierungen in vielen Grundsätzen der Risikobewertung einig sind, gibt es doch auch entscheidende Unterschiede. Wenn Zweifel bestehen, d.h. wenn die Befunde mit gleicher Wahrscheinlichkeit auf verschiedene Weise interpretiert werden können, dann soll (laut Bioinitiative) die Interpretation so erfolgen, dass ein höherer Schutz vor einer möglichen Beeinträchtigung der Gesundheit resultiert."

Bewertungskriterien des Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks (SCENIHR) der Europäischen Union
Prof. Dr. Mats-Olof Mattsson, Leiter der Arbeitsgruppe Elektromagnetische Felder von SCENIHR
Die Stellungnahmen von SCENIHR zum Thema Risiko durch elektromagnetische Felder wurden im Auftrag der Europäischen Kommission erstellt. Deren Einschätzungskriterien unterscheiden sich kaum von anderen Gremien, Mats-Olof Mattsson betonte aber insbesondere, dass "... qualitativ gute Studien wichtig und aussagekräftig für die Risikobewertung [sind], unabhängig von der Ergebnislage".

Fazit
"Die Veranstaltung sollte aufzeigen, dass Qualitätsstandards sowie Bewertungen unablässig für wissenschaftliches Arbeiten und seriöse Einschätzungen sind und dass gute Forschung nicht zum Nulltarif zu haben ist. Das Problem der Wissenschaft liegt darin, dass sie glaubt verstanden zu werden, aber ihr Aussagen in der Öffentlichkeit nicht in ihrem Sinne ankommen beziehungsweise unterschiedlich interpretiert werden", resümierte Moderator Dr. Gerd Friedrich von der Forschungsgemeinschaft Funk Deutschland (FGF).

Übereinstimmung gab es bei den Diskutanten bei der anschließenden Podiumsdiskussion darüber, dass Forschung ohne Qualitätskriterien nicht zu einer vernünftigen Meinungsbildung herangezogen werden kann. "Trotz dieses Konsenses bei der Beurteilung werden die Teilnehmer zu verschiedenen Risikobewertungen kommen", zeigte Friedrich die unterschiedlichen Herangehensweisen an das Thema auf. "Die Tatsachen wurden auf den Tisch gelegt. Letztendlich muss sich jeder seine eigene Meinung bilden."

Service:
Fotos zur Veranstaltung finden sie auf der Seite des Pressetextes (Fotodienst)
http://www.fotodienst.at/view.mc?id=76892 bzw.
http://www.fmk.at/content.php?id=419

Forschungsgemeinschaft Funk (FGF)
Die Forschungsgemeinschaft Funk e.V. (FGF) mit Sitz in Bonn fördert wissenschaftliche Untersuchungen zu potenziellen Umwelteinwirkungen elektromagnetischer Felder. Seit ihrer Gründung im Jahr 1992 wurden über 10 Millionen Euro in die Forschung investiert. In ihren kostenlosen Publikationen informiert sie über den Stand der Wissenschaft zu diesem Thema. Zu den Mitgliedern der FGF gehören Mobilfunknetzbetreiber, Hersteller, Universitäten und Behörden.

FMK (Forum Mobilkommunikation)
Die freiwillige Brancheninitiative FMK ist Ihr Ansprechpartner bei allen Fragen zu Mobilkommunikation und der Mobilfunk-Infrastruktur. Das FMK vermittelt zwischen Betreibern und Gemeinden, um gemeinsame Lösungen zu finden. Wir liefern Ihnen Zahlen, Daten und Fakten, damit Sie sich Ihre persönliche Meinung über Mobilfunk bilden können. Alcatel-Lucent, Ericsson, FEEI, Hutchison 3G Austria, Kapsch Carrier Com, mobilkom austria, Motorola, Nokia, Nokia Siemens Networks, One, Samsung, Siemens, Sony Ericsson und T-Mobile unterstützen das FMK.

(Ende)
Aussender: Forum Mobilkommunikation (FMK)
Ansprechpartner: Michael Buchner
Tel.: 01/5883915
E-Mail: buchner@fmk.at
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