pts20091124019 Medizin/Wellness, Unternehmen/Wirtschaft

Bürokratisches Förderwesen raubt Österreichs Unternehmen die Motivation

Mercer-Studie zum Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement zeigt Reformbedarf


Wien (pts019/24.11.2009/11:50) In nur 20 Jahren wird jeder vierte Österreicher über 65 Jahre alt sein. Für Unternehmen bedeutet dies, dass nachhaltiges betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) immer wichtiger wird, um die Leistungsfähigkeit einer immer älter werdenden Belegschaft zu erhalten. Das international tätige Consultingunternehmen Mercer (Austria) hat bereits im Vorjahr in einer europaweiten Befragung bei 842 Unternehmen den Status quo zum Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) evaluiert. In Österreich wurde in den letzten Monaten eine eigenständige Studie bei 482 Unternehmen durchgeführt. Die Antworten von 129 Unternehmen wurden in die Auswertung aufgenommen. Ergebnis ist einerseits, dass nachhaltiges betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in Österreich - anders als in anderen Ländern - bis dato meist nur sporadisch in punktuellen Maßnahmen angeboten wird. Den Grund dafür sehen die Experten vor allem im bürokratischen Fördersystem, das viele Unternehmen abschreckt, in nachhaltige BGM-Konzepte zu investieren. Effiziente Förderprogramme und Steuervorteile für Unternehmen sind daher dringend nötig, um BGM flächendeckend in Österreich populär zu machen.

Eine europaweite Studie, an der sich Personalverantwortliche von 842 Unternehmen verschiedener Größen und Branchen aus 24 Ländern beteiligt haben, entstand aus der Tatsache, dass Unternehmen heute vor der Pflicht stehen, einen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge zu leisten, um Fachkräfte zu halten oder Leistungsträger zu gewinnen bzw. die schwindenden Leistungen des Sozialsystems abzufedern. Um die Situation In Österreich näher zu beleuchten, wurde in den letzten Monaten eine eigenständige Studie durchgeführt. Befragungsergebnissen von 129 Unternehmen quer durch alle Branchen brachten Aufschluss über den Stellenwert von BGM bei heimischen Firmen.

Binden und Halten von Fachkräften als Haupt-Motivationsfaktor

69 Prozent der europaweit Befragten gaben an, dass sie ohne Health Benefits-Programme Schwierigkeiten hätten, Top-Leistungsträger zu halten. Als die am häufigsten angebotenen Maßnahmen werden betriebliche Krankengeldleistungen, Zusatzversicherungen, Gesundheitschecks, flexible Urlaubszeiten und finanzielle Unterstützung bei langfristigen Erkrankungen genannt.

In Österreich war es einem Drittel der Unternehmer wichtig, mit BGM die Fluktuationsrate zu verringern. 34 Prozent erachten BGM gleichzeitig als wichtiges Instrument zur Gewinnung neuer Mitarbeiter. 67 Prozent sind der Meinung, dass BGM sehr wichtig bzw. wichtig ist, um die Produktivität zu steigern. Mit BGM ihr Image positiv zu verstärken, sehen 46 Prozent der befragten Unternehmen als wichtig, 19 Prozent sogar als sehr wichtig. Das Anbieten von BGM-Maßnahmen wird auch als wichtiger Motor gesehen, um die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter zu fördern. Für immerhin 57 Prozent der österreichischen Studienteilnehmer ist es sehr wichtig mit gesundheitsfördernden Maßnahmen die Mitarbeiter-Zufriedenheit zu erhöhen.

Es herrscht Handlungsbedarf

Mag. (FH) Andrea Ofner, BGM-Consultant bei Mercer (Austria) und Leiterin der österreichischen Studie zur heimischen Situation: "In nur 20 Jahren wird laut österreichischer Raumordnungskonferenz jeder Vierte Österreicher über 65 Jahre alt sein. Das sind um über 20 Prozent mehr Personen als heute. Für Unternehmen bringt dies zusätzlich neue Herausforderungen, die nachhaltige betriebliche Gesundheitsmaßnahmen besonders wichtig machen. Hierzulande ist dieses Bewusstsein aber noch unterrepräsentiert. So werden nur bei 32 Prozent der befragten Unternehmen Krankenzusatzversicherungen angeboten. 69 Prozent setzen auf ein verstärktes Angebot von Bewegung und gesunder Ernährung, z.B. mit kostenlosen, frischen Obstkörben und gesunder Kantinenkost, 78 Prozent investieren in ergonomische Büroausstattung. Insgesamt 89 Prozent gaben an, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu fördern. Meist handelt es sich aber um punktuelle Maßnahmen, die in kein strategisches Konzept eingebettet sind."

Investition in BMG macht sich mehrfach bezahlt

Obwohl die Mehrzahl der europäischen Unternehmer durch BGM mit Mehrkosten rechnen, sehen sie es doch als richtige Investition, z.B. angesichts des verstärkten Wettbewerbs um qualifizierte Nachwuchskräfte. Die Mehrheit der befragten Personalisten ist sich der Tatsache bewusst, dass die Einführung eines BGM ein wichtiger Wettbewerbsvorsprung ist. Dazu kommt, dass Gesundheitsreformen in ganz Europa den Zugang zu staatlich finanzierten Leistungen einschränken und eine stärkere Eigenvorsorge erforderlich machen. Dabei kommt den Unternehmen als Verantwortungsträger eine wichtige gesellschaftliche Rolle zu. Erfahrungswerte belegen außerdem, dass sich Ausgaben für die betrieblichen Gesundheitsleistungen durch eine gesteigerte Produktivitäts- und Motivationssteigerung sowie weniger Fehlzeiten rasch amortisieren.

Rechtliche Rahmenbedingen in Österreich unzureichend

Restriktive Förderrichtlinien und die ausschließliche Förderung von Projektkosten schrecken viele Unternehmen in Österreich davon ab, nachhaltige Projekte zu initiieren. Dazu Josef Papousek, Geschäftsführer von Mercer (Austria): "Wir treten dafür ein, dass die Fördersituation einfacher und effizienter geregelt wird. Mehrere Monate Wartezeit auf Fördergelder lassen viele Unternehmer von bereits geplanten BGM-Maßnahmen wieder Abstand nehmen. Außerdem sollte ein steuerlicher Anreiz für Unternehmen mit BGM geschaffen werden. In Deutschland steht für jeden Mitarbeiter ein jährlicher steuerfreier Betrag von EUR 500,- für gesundheitsfördernde Maßnahmen zur Verfügung. Warum gibt es das in Österreich nicht?"

"Der demografische Wandel lässt Unternehmen nach Lösungen suchen, wie sie die Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter langfristig fördern und erhalten können. Betriebliches Gesundheitsmanagement muss strategisch und langfristig ausgelegt sein, laufend evaluiert werden und individuell an die Gesundheitssituation der Belegschaft angepasst werden. Nur so können die Maßnahmen auch tatsächlich greifen", so Papousek abschließend.

Informationen zu Mercer
Mercer (http://www.mercer.com) ist mit 18.000 Mitarbeitern in über 40 Ländern tätig und bietet weltweit integrierte Lösungen für das Personal- und Finanzmanagement. Rund um den Globus führt Mercer jährlich über 600 Studien zu Vergütung, betrieblichen Nebenleistungen und zu Auslandsentsendungen durch. Mercer (Austria) GmbH ist für österreichische Konzerne das Portal in die weltweit führende Human Resource-Beratung von Mercer. Die Experten vor Ort verbinden globale Expertise mit effektiver Unterstützung bei allen landesspezifischen Fragen und Chancen und Länder- bzw. marktspezifische Beratungsleistungen auf der Grundlage von vernetztem Know-how.

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