pte20100201026 Kultur/Lifestyle, Medizin/Wellness

Dominante Hand steuert die Wahrnehmung

Linkshänder beurteilen sogar Persönlichkeitsmerkmale anders


Linkshänder haben in allen Kulturen das Nachsehen (Foto: aboutpixel.de/Svair)
Linkshänder haben in allen Kulturen das Nachsehen (Foto: aboutpixel.de/Svair)

Granada (pte026/01.02.2010/13:50) Ob ein Mensch Rechts- oder Linkshänder ist, beeinflusst in hohem Ausmaß die Wahrnehmung und Interpretation seiner Außenwelt. Zu diesem Schluss kommen englische und spanische Psychologen auf der Online-Plattform Ciencia Cognitiva http://www.cienciacognitiva.org . Rechtshänder verbinden "Rechts" mit Begriffen wie "gut" oder "freundlich", während Links als negativ eingestuft wird. Bei Linkshändern ist genau das Gegenteil der Fall, konnten die Forscher nun zeigen. Weit verbreitete sprachliche und kulturelle Verwendungen von rechts und links sind für Linkshänder somit widersprüchlich.

"Linkshänder denken oft, sie seien in einer falschen Welt geboren", erklärt Julio Santiago de Torres von der spanischen Universität Granada http://www.ugr.es gegenüber pressetext. Viele Alltagsgegenstände wie Scheren, Computertastaturen oder Musikinstrumente seien für Rechtshänder konzipiert, wobei jedoch Linkshänder meist erstaunlich hohe Anpassungsfähigkeit zeigten. Darüber hinaus sind Unterschiede aber auch im Denksystem fest verankert. "Alle Kulturen bevorzugen die rechte Hand. Das zeigt sich in Ausdrücken wie 'Er ist meine rechte Hand' oder 'Er hat zwei linke Hände'", so der Verhaltenspsychologe.

Hand des Chefs beeinflusst Anstellungschance

Nun gelang den Forschern jedoch der Nachweis, dass Linkshänder links und rechts tendenziell anders bewerten als Rechtshänder. Santiagos Kollege Daniel Casasanto von der Stanford University stellte dazu Rechts- und Linkshändern die Aufgabe, Vorliebe oder Abneigung gegenüber bestimmten Tierarten anzugeben und diese im Plan eines Zoos einzuzeichnen. Die Rechtshänder platzierten beliebte Tiere eher rechts und unbeliebte links, bei Linkshändern war es umgekehrt.

Bei weiteren Versuchen galt es, Objektpaare nach Eigenschaften wie intelligent, ehrlich, attraktiv und glücklich zu beurteilen, zwischen zwei Bewerbern oder zwischen zwei Produkten im Supermarkt zu wählen. Alle Experimente bestätigten, dass Rechts- und Linkshänder tendenziell zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, wenn sie positive und negative Eigenschaften zuordnen sollen, wobei stets die Seite der dominanten Hand bevorzugt wird. Nur 14 Prozent der Teilnehmer vermuteten, dass ihre Wahl von der bevorzugten Hand beeinflusst werde.

Körper steuert auch abstraktes Denken

Bei Rechtshändern könne man laut Santiago davon ausgehen, dass die bessere Bewertung der rechten Seite einerseits auf die kulturell-sprachliche Prägung, andererseits auf ihre Körperwahrnehmung zurückgehe. "Bei Linkshändern fällt der kulturelle Aspekt weg. Die Bevorzugung von links kommt bei ihnen scheinbar alleine dadurch, dass der Körper besseren und schnelleren Zugang zur Umwelt auf der linken Seite hat als auf der rechten." Es sei daher interessant, welch hohen Einfluss motorische Erfahrungen auf andere, weit abstraktere Dimensionen der Wahrnehmung haben, wie etwa Konzepte über Freundlichkeit, Intelligenz und Ehrlichkeit.

Nachdem die bisherigen Experimente in den USA, in Holland und Spanien die gleichen Ergebnisse gezeigt haben, hoffen die Forscher nun, in Marokko neue Hinweise erhalten. "Die Länder des arabisch-islamischen Kulturkreises bewerten links noch viel stärker negativ als bei uns. Die linke Hand ist hier für die Körperreinigung verantwortlich, die rechte für das Essen", berichtet Santiago. Dieser Bezug sei auch religiös, stehe die rechte Hand im Islam doch für Gott und die linke für den Teufel. Zudem gibt es die Vorschrift, Moscheen stets zuerst mit dem rechten Fuß zu betreten. Vor religiösen Bezügen sei jedoch auch das Christentum nicht gefeit. "Auch in der Bibel lesen wir, dass sich der Menschensohn zur Rechten des Vaters setzen wird."

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