Moses teilte nicht das Rote Meer
"Schilfmeer" war vermutlich See an der Nilmündung
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Moses: Forscher stellen die Frage, wie er Israel aus Ägypten führte (Foto: Flickr Creative Commons) |
Wien (pte032/21.09.2010/13:59) Für die wundersame Flucht der Israeliten aus Ägypten, über die die Bibel im Buch Exodus des Alten Testaments berichtet, haben Naturwissenschaftler nun eine neue Erklärung gefunden. Mose teilte vielleicht nicht das Rote Meer, wie oft angenommen, sondern einen See an der Flussmündung des Nils, damit die Israeliten auf trockenem Fuß durchziehen konnten. Das behauptet Carl Drews vom National Center for Atmospheric Research http://ncar.ucar.edu in der Zeitschrift Plos One.
Hurrikan wäre Israeliten zu stark
Die Exodus-Erzählung sahen Forscher schon immer als spezielle Herausforderung. Wind, Wellen und Meerestiefen wurden gemessen und es gibt Theorien, dass Stürme tatsächlich seichte Passagen im Roten Meer freimachen könnten und somit die Flucht vor den Truppen des Pharaos ermöglicht hätten. Diese Winde müssten jedoch Hurrikan-Stärke aufweisen und würden das Stehen - erst recht aber das sichere Gehen - unmöglich machen, argumentiert Drews.
In seinen Untersuchungen stützte sich der Wissenschaftler besonders auf das Detail des Ostwindes, von dem die Bibel berichtet. Um das Rote Meer wegzublasen, sei viel eher Wind aus Nordwest nötig gewesen. Drews ging daher davon aus, dass der Ort des Geschehens eher eine Wasserfläche war, der früher Tanis-See hieß und heute als Manzala-See bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um einen See am nordöstlichen Ende des Nildeltas, kurz vor dem Mittelmeer und nahe der heutigen Stadt Port Said.
Falsche Übersetzungen
Die Computersimulationen des US-Forschers deuten darauf hin, dass ein ständiger Ostwind mit etwa 100 Stundenkilometern tatsächlich Schlammflächen freimachen könnte, die über mehrere Stunden eine trockene Landbrücke bilden. Vielleicht wurde das Nildelta in Übersetzungen als Rotes Meer fehlgedeutet, vermutet Drews. Die hebräische Bezeichnung in der Bibel "Yam Suf" bedeutet wörtlich "Schilfmeer", somit würde diese Beschreibung gut auf das untersuchte, mit Papyrusschilf bewachsene Gebiet passen, so der Forscher.
Bibel keine naturwissenschaftliche Quelle
Als "neuen Versuch, den historischen Kern der Bibel naturwissenschaftlich zu erklären", bewertet Marianne Grohmann vom Institut für Alttestamentliche Wissenschaft der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien http://public.univie.ac.at/index.php?id=16594 sieht die Forschung gegenüber pressetext. Auch in der Bibelwissenschaft sei durchaus in Diskussion, welches Meer mit der Exodus-Erzählung gemeint sei. "Allerdings hat die Bibel keinen Wissenschaftsanspruch, sondern will Erfahrungen mit Gott festhalten. In diesem Fall steht die Befreiungserfahrung der Israeliten im Vordergrund", so die Expertin.
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