pte20110526023 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Österreich: Vor 80 Mio. Jahren ein Tropenparadies

Forscher analysieren Auswirkungen auf Klimazyklen und Meeresspiegelschwankungen


Tropisch: Niederösterreich vor 80 Mio. Jahren (Foto: aboutpixel.de/sonni1978)
Tropisch: Niederösterreich vor 80 Mio. Jahren (Foto: aboutpixel.de/sonni1978)

Wien (pte023/26.05.2011/16:05) Vor 80 Millionen Jahren lag Niederösterreich in den Tropen. Das behaupten Geowissenschaftler der Universität Wien. Im Rahmen eines UNESCO-Programms untersuchen die Forscher die Kreidegesteine in den niederösterreichischen Kalkalpen. Sie analysieren die Auswirkungen von Klimazyklen und Meeresspiegelschwankungen auf die kreidezeitliche Umwelt, um Aufschluss über das heutige Klima zu bekommen.

Im südlichen Niederösterreich bei Maiersdorf an der Hohen Wand finden sich kohleführende Ablagerungsgesteine aus der Kreidezeit, die vor rund 145 Mio. Jahren begann und vor etwa 65 Mio. Jahren endete. Der Leiter des Departments für Geodynamik und Sedimentologie, Michael Wagreich, und sein Team untersuchen diese Kohleschichten auf Umweltänderungen während der Ablagerungszeit.

Palmen und Magnoliengewächse

Damals befand sich das Gebiet in einem küstennahen Meeresbereich des Tethys-Ozeans. Es herrschte ein tropisch-subtropisches Treibhausklima. In Sümpfen und Feuchtgebieten wuchs eine subtropische Flora: Palmen, Palmfarne sowie Schraubenbaum- und Magnoliengewächse. "Eine Lage mit Einzelkorallen direkt über Kalken mit Süßwasseralgen zeigt dabei den extrem raschen Wechsel von nicht-marinen zu marinen Ablagerungen, möglicherweise die Folge eines plötzlichen Meeresspiegelanstiegs vor zirka 80 Mio. Jahren", sagt Projektmitarbeiter Erich Draganits.

Bei der Altersbestimmung greifen sie auf mikroskopisch kleine Planktonreste zurück, die aus den Tonschichten im Labor gewonnen werden. Diese Kleinstfossilien sind typisch für bestimmte Zeitabschnitte. "Im Vergleich zu heute waren die Klimazyklen länger", sagt Wagreich im pressetext-Interview. Der Temperaturanstieg und die CO2-Werte hingen von natürlichen Prozessen ab. Heute würde der Mensch die Klimazyklen stark beeinflussen.

Klimaschwankungen durch den Menschen extremer

Das Treibhausklima war zu den tropischen Zeiten Österreichs intensiver. "Wenn wir uns die natürlichen Systeme anschauen, dann sehen wir, dass es vielleicht mehr als 100.000 Jahre braucht, um zum Ausgangspunkt zurückzukehren", sagt Wagreich. Das Treibhausklima sei damals durch starke vulkanische Tätigkeiten entstanden. Dadurch gab es vier- bis achtmal so viel CO2 in der Atmosphäre als heute. "Die Klimaschwankungen werden durch den menschlichen Einfluss extremer", sagt Wegreich.

Die Frage ist, ob sich die Menschen an diese Geschwindigkeit anpassen könnten. "Wo ich den großen negativen Einfluss sehe, ist der Anstieg des Meeresspiegels", sagt der Wissenschaftler. In der Kreidezeit gab es kein Eis auf der Welt und der Meeresspiegel lag 120 bis 150 Meter höher als heute. Wenn allerdings das Eis auf Grönland und der Antarktis schmelzen würde, wären die großen Städte an den Küsten stark bedroht, befürchtet Wegreich.

(Ende)
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