pte20131220002 Medizin/Wellness, Technologie/Digitalisierung

Social Media für Pharmariesen gefundenes Fressen

Soziale Postings gezielt genutzt, um Studienteilnehmer zu rekrutieren


Stethoskop: Internet weiß mehr als der eigene Arzt (Foto: pixelio.de/Reckmann)
Stethoskop: Internet weiß mehr als der eigene Arzt (Foto: pixelio.de/Reckmann)

New York/Wien (pte002/20.12.2013/06:05) Einige Unternehmen im Gesundheitswesen lassen sich mit Daten über Einkaufs- und Surfverhalten beliefern, um neue "kranke" Kunden oder Studienteilnehmer zu gewinnen. Blue Chip Marketing Worldwide http://bit.ly/1beGVMJ zum Beispiel, ein Unternehmen der Pharmaindustrie, hat übergewichtige Patienten für ein neues Medikament gefunden, indem analysiert wurde, ob sie Premium-Kabelfernsehen abonniert haben und oft Fast Food essen.

Geteilter Lifestyle gibt Aufschluss

Eine der größten Rekrutierungsfirmen, Acurian Inc. http://www.acurian.com , berichtet, dass unverfängliche persönliche Details wie die Vorliebe für Jazz, das Besitzen einer Katze oder die Teilnahme am Lotto ihr dabei geholfen hat, Patienten für eine Studie über Arthritis zu finden.

Die Krankenakten der Personen müssen dazu nicht einmal angesehen werden - die Informationen von Datenbrokern, Apotheken und sozialen Netzwerken sind dazu ausreichend. "Ich bin der Meinung, dass Social Media den Nutzern mehr Nachteile als Vorteile bringt", kritisiert Lukas Bichl, Datenschutzexperte beim Konsumentenschutz Verband http://konsumentenschutz-wien.at gegenüber pressetext.

Deswegen sollten User soziale Netzwerke mit Bedacht nutzen: "Meine persönliche Meinung ist, dass man sich am besten bei sozialen Netzwerken gar nicht erst anmeldet. Wenn man doch angemeldet ist, sollte man häufige Updates vermeiden, zum Beispiel solche, wie 'Ich liege gerade am Strand'. Solche Postings können auch Einbrecher anlocken."

Jeder Nutzer selbst in der Pflicht

Was viele als Bedrohung sehen, ist für die Pharmaindustrie von Vorteil. "Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir - basierend auf Kreditkarteninformationen - sehen, ob Sie ein amerikanisches Auto fahren und unter Berücksichtigung einiger Lifestyle-Faktoren eine sehr klare Vorstellung davon bekommen, ob Sie den Krankheitsstatus haben, den wir untersuchen", erklärt Roger Smith, Analyst bei Acurian.

"Die einzige Möglichkeit, um sich vor der Sammlung von Kreditkartendaten zu schützen, ist, alles bar zu zahlen. Auch auf Bonuskarten sollte man verzichten - da wird das Einkaufsverhalten analysiert, um zielgerichtete Werbung zu machen." Dafür sei das Surfen im Web, ohne Spuren zu hinterlassen, einfacher geworden. "Heutzutage hat schon jeder Browser eine Option um inkognito zu surfen, also so, dass keine Cookies gesammelt werden. Das ist zwar nicht so bequem, weil sich der Browser die häufig frequentierten Seiten nicht merkt, aber sicherer."

Datenschutzinsider schlagen Alarm

Auch amerikanische Datenschutzexperten und Bioethiker sind der Meinung, dass es schwieriger wird, seinen Gesundheitszustand privat zu halten. Viele Konsumenten haben sich auch schon bei der Aufsichtsbehörde Federal Trade Commission http://ftc.gov beschwert, da sie Anrufe bekamen, bei denen ihnen Medikamente verkauft werden sollten.

"Die Auswirkungen dieser Entwicklungen sind unabsehbar. Es ist schon jetzt in vielen Betrieben gang und gäbe, die Profile von Bewerbern im Internet sowie in sozialen Netzwerken zu checken. Wenn zum Beispiel herausgefunden wird, dass ein Bewerber ein Risikopatient ist (AIDS, Krebs, oft krank war/ist), dann ist bei Unternehmen meistens ein Vorbehalt da", so Bichl abschließend.

(Ende)
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