pte20151201002 Unternehmen/Wirtschaft, Bildung/Karriere

Chef im Nacken: Schlechtes Benehmen färbt ab

Körperliche Distanz zum Vorgesetzten verbessert Arbeitsleistung


Aktenkoffer: Verhalten der Chefs wird übernommen (Foto: pixelio.de/Rainer Sturm)
Aktenkoffer: Verhalten der Chefs wird übernommen (Foto: pixelio.de/Rainer Sturm)

Rotterdam/Leipzig (pte002/01.12.2015/06:05) Räumliche Distanz zum Vorgesetzten steigert die Arbeits-Performance. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Rotterdam School of Management https://rsm.nl . Den Experten zufolge handelt es sich hierbei um einen wichtigen Faktor, der beeinflusst, ob das schlechte Benehmen des Arbeitgebers von seinen Angestellten übernommen wird oder nicht. Mehrere Studien haben ergeben, dass Mitarbeiter andere sowohl fairer als auch ethisch korrekter behandeln, wenn sie sich nicht in der Nähe ihres Chefs befinden.

Spiegelneuronen relevant

"Nehmen wir an, Sie lehnen die permanente Formulierung 'supercool' ab, hören sie jedoch täglich mehrfach in Ihrem Arbeitsumfeld. Ihre Spiegelneuronen werden automatisch dafür sorgen, dass Sie sich das nach einer angemessenen Zeit selbst sagen hören, leider", schildert Unternehmenspsychologe Reyk-Peter Klett http://unternehmenspsychologie.com im Gespräch mit pressetext. Die Spiegelneuronen "feuern" erst, wenn wir uns in ähnlichen Situationen befinden.

"Es wäre interessant, die Umkehrung der Erkenntnis dieser Studien zu betrachten: Lebt ein Chef oder eine Chefin ein respektvolles, achtsames, wertschätzendes Verhalten vor, finden wir diese Art von Verhalten schnell auch im unmittelbaren Umfeld dieser Führungskraft: 'Wie der Herre, so das Geschirre'", fügt der Experte hinzu. Imitation sei eine der schnellsten und leichtesten Lernformen überhaupt, das werde schon bei der Stimmungsübertragung deutlich, wenn der Gesprächspartner verärgert ist. "Unbewusst könnten Sie sich diesen Ärger sofort 'einfangen'", führt Klett aus. Mit zunehmender Distanz zu negativem Verhalten würden Menschen sachlicher, ungefärbter, unbetroffener und damit objektiver sein.

Experimente mit Studenten

Die US-Wissenschaftler forderten 150 Wirtschaftsstudenten dazu auf, die Rolle eines Mitarbeiters zu übernehmen. Jeder von ihnen hatte zwei untergestellte Kollegen sowie einen Vorgesetzten. In dieser simulierten Situation wurden den Probanden unterschiedliche Informationen über den Verbleib ihres Chefs gegeben. Dieser konnte sich entweder im gleichen Raum oder innerhalb des Geländes befinden.

Anschließend erteilten die Forscher den Studenten Aufgaben und übermittelten diesen sowohl faire als auch unfaire Botschaften des Arbeitgebers. Dabei wurden die Arbeitsaufträge entweder sachlich erklärt oder lediglich der Eindruck erweckt, der Vorgesetzte würde unangenehme Arbeit auf seine Mitarbeiter abwälzen. Nun sollten die Studienteilnehmer ihre Meinung zum Verhalten des Chefs abgeben und entscheiden, wie sie ihre eigenen Angestellten daraufhin behandeln.

Jene Probanden, die sich in physischer Nähe zu ihrem Vorgesetzten befanden, tendierten dazu, das schlechte Benehmen ebenfalls zu zeigen. "Je größer die Distanz ist, desto weniger laufen die Versuchspersonen Gefahr, sich mit ihrem Chef zu identifizieren oder sich mit diesem verbunden zu fühlen", erklärt Studienleiter Gijs van Houwelingen. Räumliche Distanz habe eine von den umliegenden Geschehnissen loslösende Wirkung. "Dadurch wird es einem möglich, das Verhalten sowie seinen Nutzen an sich zu beurteilen", resümiert van Houwelingen.

(Ende)
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