pte20250131002 in Forschung

Kritiken bei Hauptdarstellerinnen sexistischer

Linguistische Studie zeigt sehr viel höheres Ausmaß und negative Folgen für Betroffene


Schauspielerin: ist sexistischeren Kritiken ausgesetzt als Darsteller (Foto: pixabay.com, Tumisu)
Schauspielerin: ist sexistischeren Kritiken ausgesetzt als Darsteller (Foto: pixabay.com, Tumisu)

Beirut (pte002/31.01.2025/06:05)

Kritiken über Filme mit weiblichen Hauptrollen enthalten sprachlich wie inhaltlich deutlich mehr Sexismus als solche zu Filmen mit Hauptdarstellern. Zu diesem Schluss kommt eine linguistische Analyse von Jad Doughman und Wael Khreich von der American University of Beirut, Libanon, deren Ergebnisse sie in "PLOS One" vorstellen.

Filmkritiken mit Folgen

Frühere Forschungen legen nahe, dass sich negative Filmkritiken auf die Finanzen, die Karriere und das psychische Wohlbefinden von Schauspielern auswirken und auch die Medienlandschaft beeinflussen. Studien zur geschlechtsspezifischen Voreingenommenheit bei Kritiken haben sich jedoch traditionell auf Filmbewertungen oder Einspielergebnisse gestützt, ohne die Texte von Kritikern zu berücksichtigen.

Um diese Lücke zu schließen, haben Doughman und Kollegen den Movie-Review-Data-Datensatz, der 17.165 Filmrezensionen enthält, mit Metadaten aus der Open Movie Database über Hauptdarsteller, Autoren und Regisseure der Filme kombiniert. Anschließend verwendeten sie ein validiertes KI-gestütztes System zur Erkennung von geschlechtsspezifischen Verzerrungen, um diese in Rezensionen zu erkennen.

Unterschiede im Sexismus

Bei ihrer Analyse unterschieden sie zwischen bekannten Formen geschlechtsspezifischer Voreingenommenheit - etwa "wohlwollendem" Sexismus, der idealisierte oder herablassende Stereotypen von Männern als dominant und Frauen als hilfsbedürftig verstärkt oder "feindseligem" Sexismus, der sich in Negativität und Aggression äußert. Im Schnitt wiesen Kritiken zu Filmen mit weiblicher Hauptrolle ein 149 Prozent höheres Ausmaß an feindseligem Sexismus sowie 44 Prozent mehr wohlwollenden Sexismus auf als Kritiken über Filmen mit männlichen Hauptdarstellern.

Wohlwollender Sexismus in Kritiken war bei Filmen aus den Genres Familie und Musik am stärksten ausgeprägt, während feindseliger Sexismus in Kritiken für Liebesfilme am stärksten zum Tragen kam. Im Vergleich zu männlichen Kollegen erhielten weibliche Hauptdarsteller, Regisseure und Autoren mehr wohlwollende und feindselige sexistische Kritik.

Kritiker spielen wichtige Rolle

Die Analyse unterstreicht auch die Voreingenommenheit der Branche: 72 Prozent der Hauptrollen, 91 Prozent der Regisseure und 86 Prozent der ersten Autoren waren männlich. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kritiker Filme je nach Geschlecht der Beteiligten unterschiedlich beurteilen.

Daher, so die Forscher, könnten Kritiker eine Schlüsselrolle bei der Förderung einer gerechteren und unvoreingenommeneren Filmindustrie spielen. Laut den Studienautoren schafft diese systematische Voreingenommenheit in Verbindung mit einer starken Unterrepräsentation starke Hindernisse für den Aufstieg von Frauen in der Filmindustrie. Das wirke sich auf ihr Einkommen und auch ihr Wohlbefinden aus.

(Ende)
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