pte20200303015 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Hörgeräte: EEG verhindert Stimmgewirr

Ansatz von Fraunhofer IDMT und Uni Siegen erkennt an Gehirnaktivität gewünschten Sprecher


Design-Studie: künftiges EEG-Hörgerät (Foto: uni-siegen.de, Tim zum Hoff)
Design-Studie: künftiges EEG-Hörgerät (Foto: uni-siegen.de, Tim zum Hoff)

Oldenburg (pte015/03.03.2020/10:30) Während sich Menschen leicht auf eine bestimmte Stimme konzentrieren können, ist das für elektronische Hörhilfen bislang eine schier unlösbare Aufgabe. Ihre Nutzer hören nur ein Stimmgewirr. Deutsche Forscher setzen nun auf die Gedanken von Hörhilfe-Nutzern, um das Problem zu lösen. "Über die Hirnaktivität kann man erkennen, wem der Schwerhörige zuhört. Das lässt sich per Elektroenzephalografie (EEG) messen", erklärt Axel Winneke, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologien IDMT http://idmt.fraunhofer.de . Erste Tests scheinen vielversprechend.

EEG-Mikro-Ausrichtung

Das menschliche Gehör ist eigentlich gut darin, aus einem Geräuschgewirr eine Stimme selektiv herauszufiltern. Mit bisherigen Hörgeräten jedoch haben Nutzer gerade in lauten Umgebungen oft Probleme, jemanden zu verstehen. "Auch Highend-Hörhilfen können noch nicht die Quelle hervorheben, die der Nutzer gerade hören will, besonders wenn zwei Personen gerade gleichzeitig sprechen", sagt Winneke. Das Projekt mEEGaHStim (mobile EEG-basierte Hirnstimulation zur Verbesserung des Hörens) setzt also auf die Messung von Hirnströmen, um Stimmenchaos zu entwirren.

Unter Führung von Fraunhofer IDMT und der Universität Oldenburg http://uol.de arbeitet ein Team mit Partnern an einem System, dass eben EEG mit Audiosignalverarbeitung und Elektrostimulation der Hörareale kombiniert. Das EEG zeigt dabei an, auf wen ein Hörgeschädigter seine Aufmerksamkeit richtet. Das Hörgerät richtet anhand dieser Information ein Richtmikrofon aus, dass das bevorzugte Audiosignal erfasst und hervorhebt. Dann stimuliert transkraniale Elektrostimulation mit diesem Sprachsignal die Hörareale elektrisch. Das soll die Sprachverständlichkeit zusätzlich optimieren.

Miniaturisierung erforderlich

In ersten Tests mit normal Hörenden hat dieser Ansatz laut der Fraunhofer-Gesellschaft gut funktioniert. Nun sind Studien mit Schwerhörigen in Planung. Bis es wirklich EEG-unterstützte Hörhilfen zu kaufen gibt, dürfte es aber noch etwas dauern. "Unser aktueller Prototyp liegt noch nicht in Form einer tragbaren Hörhilfe vor, er muss noch deutlich miniaturisiert werden", erläutert Winneke. Das Team hat allerdings unter Beteiligung von Spezialisten der Universität Siegen http://www.uni-siegen.de bereits in Design-Studien visualisiert, wie Hörhilfen mit entsprechend kompakter Sensorik in einem Bügel ausshen könnten.

(Ende)
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