Hummeln beißen bei Pollenmangel in Blätter
Pflanzen blühen somit schneller - Wissenschaftler der ETHZ untersuchen eigenartiges Verhalten
Finden Hummeln zu wenig Pollen, stechen sie Blätter an (Foto: ethz.ch/H. Pulido) |
Zürich (pte009/22.05.2020/11:30) Hummeln beschädigen Blätter von Blütenpflanzen bei zu wenig Pollen so, dass diese schneller blühen. Das zeigt eine aktuelle Arbeit von Forschern der ETH Zürich http://ethz.ch (ETHZ). Laut der in "Science" veröffentlichten Studie kneifen Hummelarbeiterinnen mit ihren Mundwerkzeugen in die Blätter von blütenlosen Pflanzen. Der daraus entstandene Schaden regt die Pflanzen zur Produktion neuer Blüten an, die früher blühen als diejenigen von Pflanzen, denen Hummeln diesen "Stupser" nicht gegeben haben.
Labor- und Freilandversuche
"Frühere Arbeiten zeigten, dass verschiedene Arten von Stress Pflanzen zum Blühen bringen können. Aber dass die von Hummeln verursachten Schäden die Blütenproduktion beschleunigen, war unerwartet", so Mark Mescher, einer der ETHZ-Forschungsleiter. Die Experten haben mehrere Labor- und Freilandversuche mit Kolonien von Erdhummeln (Bombus terrestris) aus Zuchten und an einer Vielzahl an Pflanzen durchgeführt.
Anhand der Laborversuche mit Tomaten- und Senfpflanzen konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Neigung der Hummeln, Blätter zu schädigen, stark von der verfügbaren Pollenmenge abhängt. Stehen den Bestäuberinnen keine oder nur wenige Pollen zur Verfügung, schädigen sie die Blätter ihrer potenziellen Nahrungslieferantinnen häufiger und stärker, als wenn genug Pollen vorhanden sind. Die Schäden an den Blättern der Versuchspflanzen wirkten sich stark auf die Blütezeit aus. Tomatenpflanzen, die dem Hummelverbiss ausgesetzt waren, blühten bis zu 30 Tage früher als solche ohne Verbiss. Bei Senfpflanzen verschob sich der Blühzeitpunkt um zwei Wochen nach vorne.
Linderung von Pollenmangel
"Hummeln haben möglicherweise eine wirksame Methode entwickelt, um lokal Pollenmangel zu lindern. Und draußen in der Natur gibt es auch andere Bestäuber, die von den Bemühungen der Hummeln profitieren könnten", ergänzt Ko-Forschungsleiter Consuelo De Moraes. Es bleibe aber abzuwarten, ob dieses Verhalten ausreiche, um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen. Insekten und Blütenpflanzen teilen eine lange gemeinsame Entwicklungsgeschichte, die ein empfindliches Gleichgewicht zwischen Blühzeitpunkt und Bestäuberentwicklung hervorbrachte.
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