Rückblick 24: Krise wird zum neuen Normal
Inflation, schwächelnde Konjunktur sowie pessimistische Maschinenbauer und Autokonzerne
Abschwung: Pessimismus macht sich breit (Bild: Mohamed_hassan, pixabay.com) |
Wien (pte004/31.12.2024/10:30)
Das Wirtschaftsjahr 2024 stellt in jeder Hinsicht einen Umbruch mit vielen Herausforderungen dar. Die deutsche Industrie befindet sich in einer tiefgreifenden Transformation. Hohe Energiepreise und Inflation, eine lahmende Konjunktur, einbrechende Exporte, Fachkräftemangel, drohender US-Protektionismus, chinesisches Vormachtstreben, geopolitische Verwerfungen durch den russischen Überfall auf die Ukraine und nicht zuletzt Management-Fehler lassen sowohl Insolvenzen als auch die Arbeitslosigkeit steigen. Auch das vorzeitige Ampel-Aus in Deutschland hat die Investitionszurückhaltung bestärkt.
Pleiten und Angst vor Trump
Die hohen Zinsen, Kosten bei Löhnen und Energie sowie die Nachwehen der Corona-Pandemie haben die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland im Oktober sprunghaft auf 1.530 steigen lassen. Laut einer Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle ist dies der höchste Oktoberwert seit 20 Jahren. Der Anteil deutscher Unternehmen, die akut um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten, ist auf 7,3 Prozent gestiegen. Laut dem ifo Institut dürfte sich der kontinuierliche Anstieg bei den Unternehmensinsolvenzen fortsetzen.
Das Unbehagen vieler Mittelständler, die nicht zuletzt auch von Exporten leben, ist auch dem Amtantritt von Donald Trump als 47. US-Präsident im Januar 2025 geschuldet. Der wiedergewählte Milliardär im Weißen Haus hat bereits hohe Importzölle angekündigt. Kein Wunder also, dass der Deutsche Mittelstands-Bund "massive Herausforderungen für den exportorientierten Mittelstand" befürchtet. Schon jetzt dümpelt die deutsche Wirtschaft vor sich hin. So rechnen das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und das RWI mit einen BIP-Rückgang um 0,2 Prozent, wobei die Schwäche bis 2026 anhalten soll.
Wenngleich populistische Parteien von der multiplen Krisenlage durch hohe Inflation und schwaches Wachstum mit Stimmenzuwächsen bei Wahlen profitieren, sehen die Experten des Kiel Instituts für Weltwirtschaft zumindest Chancen, dass es dazu nicht kommen muss. Ein solides Wirtschaftswachstum sowie Lohnerhöhungen könnten den Schock unerwartet hoher Preissteigerungen abfedern und den Zulauf zu extremistischen Parteien am rechten und linken Rand verringern, heißt es. Die deutschen Wahlen am 23. Februar sowie der jüngste Zinsentscheid der EZB lassen zumindest darauf hoffen.
Chinas E-Autos und Krise am Bau
Neben dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau trifft der Abschwung vor allem die Automobilwirtschaft hart, die 2023 noch horrende Gewinne vermelden konnte. Nicht nur hapert es bei der Qualität der Fahrzeuge, wie eine US-Verbraucherbefragung von J.D. Power zeigte, sondern auch bei der Innovationsfähigkeit in Sachen E-Mobilität. In dem Bereich fahren die Chinesen den Deutschen davon - nicht zuletzt dank der Subventionspolitik der Kommunistischen Partei. Um sich vor unfairem Wettbewerb zu schützen, haben die EU-Mitgliedstaaten mehrheitlich für Sonderabgaben, sogenannte Strafzölle, ab November votiert.
Doch auch auf vielen Baustellen lief es 2024 alles andere als rund. Viele Projektierer und Bauherren stornierten Aufträge. Sie sind mit einer restriktiveren Kreditvergaben der Banken, hohen Zinsen und einer - wenngleich sich aktuell abflachenden - Inflation konfrontiert, was Rohstoffe und Baumaterialien teuer macht. Die gescheiterte Ampel-Regierung bleibt somit hinter ihrem einst gesteckten Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr deutlich zurück. Laut dem Statistischen Bundesamt sind von Januar bis September 157.200 Wohnungen genehmigt worden - 19,7 Prozent oder 38 500 weniger als im Vorjahreszeitraum.
Cybercrime, CSR-Pflichten und KI
Als ein weiterer Kostenfaktor hat sich 2024 der oft noch immer allzu leichtfertige Umgang vieler Unternehmen mit Cyber-Attacken erwiesen. Dabei zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens Protiviti und der North Carolina State University, dass Cyber-Angriffe zum größten Management-Risiko weltweit avancieren. Solcherlei Angriffe haben britischen Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren einen Umsatzverlust von etwa 44 Mrd. Pfund (rund 53 Mrd. Euro) beschert, so eine Studie von Howden. Demnach haben 1,3 Mio. Unternehmen des Privatsektors zwischen 2019 und 2024 mindestens einen Cyber-Angriff erlitten.
Umdenken bedarf es auch beim Thema CSR, über das Unternehmen ab 2025 verpflichtend berichterstatten müssen. Zwar steigen die Investitionen in dem Bereich: 88 Prozent der Führungskräfte wollen laut einer IBM-Umfrage im nächsten Jahr mehr in Technologie investieren, um die Umweltverträglichkeit ihrer Unternehmen zu verbessern. Doch verfehlen multinationale Unternehmen oft nicht nur die globalen Klimaziele, sondern tragen aktiv zu den Problemen bei, die sie vorgeben zu lösen, wie pressetext aus einer Studie der University of Surrey zitierte. Dabei schließen sich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht aus.
Dazu beitragen kann nicht zuletzt Künstliche Intelligenz (KI). International führt laut einer Studie des Capgemini Research Institute fast ein Viertel der Unternehmen KI-Technologie derzeit an einigen oder den meisten Standorten beziehungsweise Abteilungen ein. Leider schulen laut dem Digitalverband BITKOM in Deutschland aktuell nur fünf Prozent der Firmen ihre Mitarbeiter im Umgang mit ChatGPT und Co. Kaum verwunderlich, dass viele im Job mit KI in Eigenregie experimentieren. Und in Zeiten der digitalen Transformation ist es verwunderlich, dass viele Firmen nichts mit der Blockchain anzufangen wissen.
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