pte20231020004 Medizin/Wellness, Technologie/Digitalisierung

Zunge verrät dem Arzt das Krankheitsbild

Middle Technical University und University of South Australia verfeinern Diagnose mithilfe von KI


Zunge raus: An dem Organ lassen sich Krankheiten erkennen (Foto: Petra, pixabay.com)
Zunge raus: An dem Organ lassen sich Krankheiten erkennen (Foto: Petra, pixabay.com)

Bagdad/Adelaide (pte004/20.10.2023/06:15)

Die Zunge eines Menschen spiegelt dessen Gesundheit wider. Diese jahrtausendealte Weisheit der Traditionellen Chinesischen Medizin greifen jetzt Informatiker der Middle Technical University und der University of South Australia auf. Mit maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz wollen sie das Erkennen von Krankheiten anhand der Beschaffenheit der Zunge objektivieren.

Training mit 9.000 Bildern

Mit einer USB-Webkamera und einem Computer haben die Experten Zungenbilder von 50 Patienten mit Diabetes, Nierenversagen und Anämie aufgenommen und die Farben mit einer Datenbank von 9.000 anderen Zungenbildern verglichen. Mithilfe von Bildverarbeitungstechniken diagnostizierten sie die Erkrankungen im Vergleich zu Laborergebnissen in 94 Prozent der Fälle richtig. Eine Sprachnachricht mit Angabe der Zungenfarbe und der Erkrankung wurde zudem per Textnachricht an den Patienten oder den benannten Gesundheitsdienstleister gesendet.

"Die Schulmedizin befürwortet diese Methode seit Langem und zeigt, dass Farbe, Form und Dicke der Zunge Anzeichen von Diabetes, Leberproblemen, Kreislauf- und Verdauungsproblemen sowie Blut- und Herzerkrankungen sein können", sagt Ali Al-Naji, Assistenzprofessor an beiden Hochschulen. "Die computergestützte Zungenanalyse ist äußerst genau und könnte dabei helfen, Krankheiten auf sichere, effektive, einfache, schmerzlose und kostengünstige Weise sogar aus der Ferne zu diagnostizieren. Dies ist besonders relevant im Zuge einer globalen Pandemie wie COVID-19, bei der der Zugang zu Gesundheitszentren beeinträchtigt sein kann."

Recht brauchbare Genauigkeit

Diabetespatienten haben typischerweise eine gelbe Zunge, Krebspatienten eine violette Zunge mit einem dicken, fettigen Belag und Patienten mit akutem Schlaganfall haben eine rote Zunge, die oft schief ist. Eine Studie aus dem Jahr 2022 in der Ukraine, in der Zungenbilder von 135 COVID-19-Patienten über ein Smartphone analysiert wurden, ergab, dass 64 Prozent mit einer leichten Infektion eine blassrosa Zunge hatten und 62 Prozent der Patienten mit einer mittelschweren Infektion eine rote Zunge und 99 Prozent der schwer an COVID-19 erkrankten Patienten eine dunkelrote Zunge hatten.

Frühere Studien mit Zungendiagnosesystemen haben Blinddarmentzündung, Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen genau diagnostiziert. "Es ist möglich, mit einer Genauigkeit von 80 Prozent mehr als zehn Krankheiten zu diagnostizieren, die eine sichtbare Veränderung der Zungenfarbe verursachen", unterstreicht Al-Naji und ergänzt: "Wir haben bei drei Krankheiten eine Genauigkeit von 94 Prozent erreicht."

(Ende)
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