pts20051111031 Politik/Recht, Forschung/Entwicklung

Gewerbeverein: Tamiflu hätte auch aus Österreich kommen können!

Die Rahmenbedingungen für innovative Unternehmer stimmen bei uns (noch) nicht!


Wien (pts031/11.11.2005/14:31) Der Vater von Tamiflu - der Chemiker Norbert Bischofberger - stammt aus Mellau in Vorarlberg. Tamiflu ist heute der Pharmarenner, denn wer von der Vogelgrippe dahin gerafft wird - so denkt Otto Normalverbraucher - braucht sich weder um sein Viagra noch um sein Sortis zur Blutfettsenkung Sorgen zu machen. Verfolgt man den wissenschaftlichen Weg des Tamiflu-Erfinders, dann kann man die Unzulänglichkeiten der bisherigen heimischen Forschungspolitik nach vollziehen und möglicher Weise daraus lernen, meint der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV).

Nach seiner Vorarlberger Kindheit und Jugend studierte Bischofberger an der Uni Innsbruck Chemie. Dann scheint ihm aber die Qualität der westösterreichischen Uni schon etwas zu denken gegeben haben. Er wechselte ins europäische Chemie-Mekka, an die ETH Zürich, wo er sein Doktorat im zarten Alter von 27 Jahren erwarb. Das Ausnahmetalent wurde dann sofort weiter gereicht. In Boston gab es ein Gastsemester. Von dort ging es nach Kalifornien - interessanter Weise zu einer Computerfirma. Und von dort zu einer Chemie- und Forschungsfirma in San Francisco. Als ein Erdbeben das Unternehmen zerstörte, begann er bei Gilead zu arbeiten. Damals war das eine kleine Quetsche mit gerade einmal hundert Mitarbeitern.

Tamiflu entdeckte Bischofberger schon vor 14 Jahren, das Patent hält er immer noch. Heute ist er Vizepräsident von Gilead, dem derzeit drittgrößten Biotech-Konzern der Welt mit 2000 Mitarbeitern.

Roche vertreibt zwar Tamiflu, aber die Erfinderfirma Gilead erhält pro Packung Lizenzabgaben von fünf Dollar. Und immerhin wurden heuer schon an die 300.000 Packungen Tamiflu alleine in Österreich verkauft.

Was wäre da in Österreich im Vergleich dazu geschehen.
* Das Doktorat erwerben, um möglichst rasch einen pragmatisierten Uni-Job zu erlangen.
* Deswegen nur lange hier zu bleiben und nicht nach USA zu gehen, um bei der Vergabe eines höherwertigen Unijobs nicht weg vom Geschehen zu sein.
* Nur ja nicht das Fach wechseln. Möglichst nicht über den Tellerrand blicken. Was hat ein Chemiker in einer Computerfirma verloren? Und überhaupt: Da wäre ja die ganze Pragmatisierung futsch!
* Und wenn dann die Naturkatastrophe - bei uns eher selten ein Erdbeben - kommt, einmal verharren und auf staatliche Beihilfe warten.
* In ein Start-up einzutreten, das ist riskant. Da doch lieber zum Umweltbundesamt gehen!

In Österreich stimmen sowohl die Rahmenbedingungen nicht so, wie sie eine Bischofberger-Karriere braucht und die Bischofbergers sind wohl auch Ausnahmeerscheinungen - außer vor zwei Jahren. Da war er anlässlich des 50ers seiner Schwester im Lande und hat voll Herzenslust Käsknöpfle und Schweinsbraten verzehrt. "Denn das vermisst der Norbert in den USA", meint seine Schwester. Und sonst nix?

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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