Biologisch abbaubares Plastik aus Soja-Abfall
Finnische Wissenschaftler machen Nahrungs- und Futtermittel als Ausgangsstoffe überflüssig
Sirupartige Sojamelasse ist das neue Ausgangsmaterial (Foto: nordicsoya.com) |
Espoo/Uusikaupunki (pte018/24.03.2021/12:30)
Finnischen Forschern ist es gelungen, Polymilchsäure aus einem Rohmaterial herzustellen, das nur teilweise stofflich verwertet werden kann. Das Monomer lässt sich nutzen, um biologisch abbaubaren Kunststoff herzustellen. Bisher war man bei der Herstellung der Säure vor allem auf Nahrungs- und Futtermittel angewiesen, was ethisch umstritten ist.
[b]Bisher wird Sojamelasse meist verbrannt[/b]
Den Prozess hat federführend das VTT Technical Research Center https://www.vttresearch.com/en mit Hauptsitz in Espoo nahe Helsinki entwickelt, das vergleichbar ist mit der deutschen Fraunhofer-Gesellschaft. Ausgangsmaterial ist Sojamelasse, die bei der Herstellung von Futter übrigbleibt. Sie lässt sich teilweise als Zusatz in Tierfutter verwenden, wird aber oft verbrannt, weil die anfallenden Mengen zu groß sind für eine komplette Verwertung.
[b]Großanlage zur Herstellung von Biokunststoff[/b]
VTT und die finnischen Unternehmen Finnfoam https://www.finnfoam.com/, Brightplus https://www.brightplus.com/ und Nordic Soya https://www.nordicsoya.com/ bauen jetzt in Uusikaupunki eine Großanlage zur Herstellung von Biopolymeren aus Sojamelasse. „Dieses Verfahren ist das weltweit erste, das aus den Nebenströmen der Sojaproduktion ein ökologisches Milchsäurepolymer herstellt" sagt Henri Nieminen, CEO von Finnfoam. „Auf diese Weise können wir eine nachhaltige Alternative zu Polymilchsäure auf Zucker- und Maisbasis anbieten." Die Melasse fällt bei der Verarbeitung von in Europa angebautem Soja in einem Werk von Nordic Soja in Uusikaupunki an.
[b]Bakterien an neue Zuckerarten angepasst[/b]
Die Hauptbestandteile von Sojamelasse sind diverse Zuckerarten: Oligosaccharide ( Stachyose und Raffinose ), Disaccharide (Saccharose) und geringe Mengen an Monosacchariden (Fructose und Glucose). Durch Fermentation, also eine Umwandlung durch verschiedene Bakterien, entsteht aus den Zuckern Polymilchsäure, die Chemiker Polyactide nennen. Der Prozess funktioniert bestens mit Stärke aus Lebensmitteln wie Kartoffel und Zucker, wie er auch als Lebensmittel verwendet wird. Der Mix aus verschiedenen Zuckerarten, wie er in Sojamelasse vorkommt, ist eine besondere Herausforderung. Die meisten Bakterien, die sich an Stärke und normalem Zucker gütlich tun, verweigern den Dienst bei anderen Zuckerarten. Die Leistung der finnischen Forscher besteht also darin, dass sie Bakterien an die neuen Bedürfnisse angepasst haben.
[b]Eigenschaften des Kunststoffs lassen sich anpassen[/b]„Je nach Bedarf können wir die Eigenschaften des Biokunststoffs wie Transparenz und thermische Formbarkeit ändern oder seine chemische Beständigkeit und Wiederverwendbarkeit verbessern", sagt Jarkko Leivo, Technologiedirektor von Brightplus, einem Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Wertstoffen aus Abfallströmen spezialisiert hat.
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