pts20231122006 Bildung/Karriere, Forschung/Entwicklung

Das Miteinander bleibt

Tagung zu Kinderschutz an der PH NÖ


Baden (pts006/22.11.2023/09:15)

Kinderschutz ist ein zentrales Anliegen jeder Pädagogik. Die erst kürzlich vom Ministerrat beschlossenen verpflichtenden Kinderschutzkonzepte für Schule tragen dem Rechnung. Die Pädagogische Hochschule Niederösterreich (PH NÖ) nahm sich dem Thema an und veranstaltete gemeinsam mit der Fachstelle für Gewaltprävention der niederösterreichischen Landesregierung die Tagung Nix is' fix. Das Miteinander bleibt. Einen Tag lang wurde Kinderschutz in all seinen Facetten diskutiert. Die Tagung wurde von Kerstin Zechner, Leiterin des Departments Diversität, und der Leiterin der Fachstelle für Gewaltprävention, Henriette Höfner, konzipiert, organisiert und durchgeführt. Insgesamt folgten rund 300 Teilnehmende der Einladung und kamen am 16. November 2023 an den PH-NÖ-Campus nach Baden.

Auf die fundamentale Bedeutung des Miteinanders, sowohl für die Schule als auch die Gesellschaft, wies Erwin Rauscher, Rektor der PH NÖ, in seiner Eröffnungsrede hin. Ein gelingendes Miteinander erfordere Arbeit, denn: "Wer sich nur versammelt, geht in der Masse unter. Gemeinschaft macht die Masse zur Gruppe. Wer einander trifft, formt Gemeinschaft." Auf Martin Buber anspielend wies Rauscher auf die Bedeutung des aufeinander Zugehens und des gemeinsamen Gesprächs hin, um ein Miteinander zu ermöglichen: "Der Mensch wird am Du zum Ich. Das gemeinsame Gespräch ist das elfte Gebot. Im Gespräch formen wir Gemeinschaft." Aktuelle Herausforderungen wie Krieg, Klimawandel und Künstliche Intelligenz würden die Vergemeinschaftung aber zunehmend erschweren und gerade die Schule vor große Schwierigkeiten stellen.

"Humanistisches Weltbild soll uns leiten"

Brigitte Schuckert, Leiterin des Pädagogischen Dienstes in der Bildungsdirektion Niederösterreich, freute sich, dass Pädagog*innen aus allen sechs niederösterreichischen Bildungsregionen der Einladung an die PH NÖ gefolgt sind. Um einen verbesserten Kinderschutz zu ermöglichen, wünschte sie sich, dass pädagogisches Handeln stets von einem humanistischen Menschenbild getragen werde: "Fragen des Kinderschutzes sind gekommen, um zu bleiben. Sie fordern uns im gesamten Bildungsbereich heraus, vom Kindergarten über die Lehre bis hin zur Matura."

Auf die extremistischen Tendenzen, die in den letzten Wochen im Kontext des neu aufgeflammten Nahost-Konflikts auch in Österreich sichtbar geworden seien, nahm Sabine Hilbert, Leiterin der Abteilung Familien und Generationen der niederösterreichischen Landesregierung Bezug: "Extremismusprävention benötigt einen gesellschaftlichen Schulterschluss, sie geht uns alle etwas an." Dem Schulsystem komme dabei eine zentrale Rolle zu. "Die Schule hat nicht nur einen Bildungsauftrag. Die Arbeit am Miteinander ist zentral."

Kindeswohl, interdisziplinär

Psychische Gesundheit und künstliche Intelligenz, Gewaltprävention und Interventionen gegen Mobbing, Jugendschutz im digitalen Raum und Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt: Im Lauf der Tagung brachten Expert*innen der verschiedensten Disziplinen ihre Perspektive zu den Fragen des Miteinanders in Gesellschaft und Schule ein.

So empfahl Hedwig Wölfl, Leiterin der Kinderschutzorganisation die möwe, "eine Kindeswohlbrille aufzusetzen, durch die man auf das pädagogische Handeln blickt". Kinder an- und ernstzunehmen schaffe die Basis für jeglichen Kinderschutz. Diese Perspektive unterstrich auch Beate Wais, Leiterin der Schulpsychologie Niederösterreich, die Schulpsycholog*innen als Bindeglieder zwischen Schüler*innen, Pädagog*innen und Eltern sieht. Chancen und Gefahren für Jugendliche im Kontext von KI skizzierte Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin der Initiative "Saferinternet" und plädierte dafür, dass Pädagog*innen, Eltern oder andere Bezugspersonen den Dialog mit den Jugendlichen über digitale Inhalte und Tools suchen. Während Beate Birgitt Haller, (ehem.) Leiterin des Instituts für Konfliktforschung IKF, die Genderperspektive und Gewaltprävention kontextualisierte, veranschaulichte Christian Wiesner, Lehrender an der PH NÖ, die Bedeutung von Bindung und Beziehung für gelingende Entwicklung. Abgerundet wurde die Vortragsreihe mit dem Best-Practice-Beispiel Gesund aus der Krise, das Kindern und Jugendlichen bis 21 Jahren kostenlos psychosoziale Unterstützung bietet.

Vielfältige Workshops rundeten das Tagungsprogramm ab. Exemplarisch sei hier jener von Bogdan Shutka genannt, der sich der Frage widmete, wie es Lehrer*innen gelingt, dass Schüler*innen ihren Migrationshintergrund nicht als Nachteil empfinden, sondern als Stärke konstruktiv in den Unterricht einbringen können.

Umrahmt wurde die Tagung von einem literarischen Café der besonderen Art. Adriana Zartl trug Gedichte von Joachim Ringelnatz, Erich Kästner und Rainer Maria Rilke vor, die Marion Kovacs und Doris Wölfer in Gebärdensprache darboten. Bogdan Shutka spielte altukrainische Lieder auf der Bandura, die Wladigeroff Brothers inszenierten musikalische Begegnungen mit Klavier und Trompete.

(Ende)
Aussender: Pädagogische Hochschule Niederösterreich
Ansprechpartner: Paul Horntrich
E-Mail: presse@ph-noe.ac.at
Website: www.ph-noe.ac.at/de/
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