pte20240812003 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Isolation hat kaum Einfluss auf Einsamkeit

Umfassende Daten von Australiern während der Corona-Lockdowns - Soziale Vernetzung wichtiger Faktor


Forschung mit neuem Blick auf die Ursachen von Einsamkeit (Foto: pixabay.com, Ella)
Forschung mit neuem Blick auf die Ursachen von Einsamkeit (Foto: pixabay.com, Ella)

Sydney/Melbourne (pte003/12.08.2024/06:10)

Während der erzwungenen, teils lang andauernden Isolation während der Corona-Pandemie sind viele Menschen vereinsamt. Diese häufige Annahme haben Wissenschaftler der University of Technology Sydney (UTS) und der University of Melbourne (UOM) kürzlich widerlegt. Einsamkeit wird als subjektives Gefühl der sozialen Isolation mit Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, von Herzerkrankungen bis hin zu Depressionen. Außerdem erhöht sie das Risiko eines frühen Todes, ähnlich wie Rauchen oder Fettleibigkeit . Corona habe dazu jedoch nicht beigetragen, so die UTS-Gesundheitsökonomin Nancy Kong.

Allein ist nicht einsam

"Wir wollten herausfinden, ob physische Isolation tatsächlich zu mehr Einsamkeit führt", sagt sie. "Die Erfahrungen in den Lockdowns während der Covid-Pandemie schienen uns brauchbare Anhaltspunkte zu liefern." Dabei hätten die Forscher herausgefunden, dass "einsam sein" und "allein sein" sehr unterschiedliche Erfahrungen seien, so Kong weiter. Dem UTS-Team lagen Daten von 17.000 Australiern aus den Jahren 2018 bis 2020 vor. Diese waren in regelmäßigen Abständen gebeten worden, auf einer Skala von eins bis sieben zu bewerten, wie stark die Aussage "Ich fühle mich oft sehr einsam" zutraf.

Die Forscher verglichen dann diejenigen, die eine längere Abschottung erlebt hatten, mit denen, die normal leben durften. Dabei fanden sie heraus, dass die Isolation und deren Dauer praktisch keinen Einfluss auf die Einsamkeitsgefühle hatten. Dies deute darauf hin, dass Einsamkeit eine ziemlich stabile Eigenschaft sei, unabhängig von aufgezwungener Isolation, so Kong. "Wir haben berücksichtigt, ob die Personen im Home Office oder im Büro arbeiteten, in welcher Branche sie tätig waren, ob sie allein oder mit anderen zusammenlebten, ihr Alter, ihre Persönlichkeit, ihr Einkommensniveau und andere Lebensstilfaktoren."

Junge und Extrovertierte mit Problemen

"Wir stellten nur bei Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren und bei Extrovertierten eine Zunahme der Einsamkeit durch Isolation fest", so Kong. "Es könnte sein, dass diese Gruppen mehr körperliche Kontakte brauchen, vor allem junge Menschen, die noch dabei sind, soziale Netzwerke aufzubauen." Es zeigte sich aber auch, dass sich die psychische Gesundheit verschlechtert und der finanzielle Stress zunimmt, wenn man sich abschottet. "Der wichtigste Faktor war nicht die räumliche Nähe, sondern die soziale Verbundenheit, ob die Menschen mit ihren Freunden, ihrer Familie und ihrer Gemeinschaft in Kontakt standen oder nicht. Ereignisse wie der Tod eines Partners haben den größten Einfluss auf das Ausmaß der Einsamkeit", so Co-Autor Jack Lam, Sozialwissenschaftler an der UOM.

"Unsere Ergebnisse unterstützen die These, dass soziale Isolation mehr beinhaltet als nur die physische Trennung von anderen", bilanziert Kong. "Faktoren wie die Qualität sozialer Interaktionen und unterstützende soziale Netzwerke spielen eine entscheidende Rolle bei der Linderung von Einsamkeit."

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