pte20241022004 Handel/Dienstleistungen, Forschung/Entwicklung

Kühlschrank ist Indikator für Lebensstandard

Wissenschaftler der Radboud University zeichnen Entwicklung des materiellen Reichtums nach


Kühlschrank: Indikator für deutlich gestiegenen Lebensstandard (Foto: pixabay.com, Pexels)
Kühlschrank: Indikator für deutlich gestiegenen Lebensstandard (Foto: pixabay.com, Pexels)

Nimwegen (pte004/22.10.2024/06:15)

Die Inneneinrichtung von Menschen verrät den Entwicklungsstand eines Landes. Das zeigt eine Studie von Rutger Schilpzand und Jeroen Smits von der Radboud University. Der reine Fokus der Forschung auf Parametern wie Einkommen, Gesundheit oder Bildung ergebe keine vollständiges Bild. "Daher zeichnen wir zum ersten Mal nach, wie sich der materielle Reichtum von Haushalten entwickelt", so Schilpzand. Die Forscher bezeichnen diese Zunahme an materiellem Reichtum als "domestic transition". Details sind im "Journal of International Development" nachzulesen.

Entlastung für viele Frauen

Laut der Analyse beginnt dieser Wandel in Städten früher und schreitet gegenüber ländlichen Regionen auch rascher voran. In Ländern mit einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung und einem höheren Bildungsniveau findet der Umstieg auf Haushaltsgeräte ebenfalls rascher statt, heißt es. Ein günstigeres Verhältnis zwischen Kindern und älteren Menschen in Hinblick auf die berufstätige Bevölkerung dürfte ebenfalls Vorteile bringen.

Vor 1960 verfügten auch in reichen Ländern nur wenige Haushalte über Kühlschrank, Fernseher oder Waschmaschine. Rund 15 Jahre später hatten diese Geräte bereits bei den meisten Menschen Einzug gehalten. Laut Smits werden diese Geräte überall dort auf der Welt auch angeschafft, wo die finanzielle Möglichkeit dazu besteht. Sie bedeuten für Frauen eine sofortige Verringerung der Arbeitslast und schaffen Freiräume für produktiver verbrachte Zeit.

China und Mexiko fast fertig

Die Forscher wollten zudem herausfinden, ob dieser Wandel in Schwellenländern einem ähnlichen Muster folgt wie damals in der westlichen Welt. Für dieses Muster war ein langsamer Anfang charakteristisch, gefolgt von einem schnellen Sprint in Richtung der Massenadoption eines bestimmten Artikels und dann das Erreichen des Plafonds. Für die Analyse haben die Experten unter anderem den Besitz eines Fernsehers oder Kühlschranks ins 1.342 Regionen von 88 Ländern mit geringen und mittleren Einkommen untersucht.

Der Übergang folgte tatsächlich einem Muster, dass sich kaum von jenem in den westlichen Ländern unterschied. Zwischen und innerhalb von Ländern ließen sich jedoch substanzielle Unterschiede der Phase und der Geschwindigkeit des Wandels beobachten. China und Mexiko haben den Wechsel bereits ziemlich abgeschlossen. In den ländlichen Gebieten der Länder von Subsahara-Afrika hingegen hat diese Entwicklung kaum begonnen. "Hier müssen zuerst die grundlegenden Bedürfnisse wie Lebensmittel, Kleider und Unterkunft befriedigt werden, bevor die Menschen überhaupt daran denken können, sich einen Kühlschrank zu kaufen", resümiert Schilpzand.

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