pts20000118003 Unternehmen/Wirtschaft, Technologie/Digitalisierung

Zuviel Geld in den Venture Fonds: Hoffnung für Start-ups

Mehr Risikokapital bedeutet auch mehr Risiko für Wagnisfinanzierer


Wien (TPA) (pts003/18.01.2000/09:00) Anleger, die mit Venture Capital auf das schnelle Geld setzen, müssen sich auf schwerere Zeiten einstellen. Schuld daran ist dabei weniger die Anzahl vielversprechender Neugründungen, als vielmehr die überbordenden Kassen der Wagnisfinanzierer. Unter dem Druck, traumhafte Renditen zu realisieren, steigt auch die Gefahr einer Fehlinvestition. Des einen Leid ist des anderen Freud, junge Unternehmen mit guten Ideen können nun eher auf Geld hoffen.

Die Software-Firma Brokat, http://www.brokat.de so berichtet das Wirtschaftsmagazin Impulse, wäre ein lukratives Engagement gewesen, der Börsengang brachte einen Kursgewinn von 23 Millionen Mark. Das Venture-Capital-Unternehmen Apax schätzte das Potenzial allerdings falsch ein und überlies der Münchner Technologieholding als Chancenkapitalgeber das Feld.

Weil der Börsengang an den Neuen Markt in der Anfangszeit fast immer mit satten Gewinnen verbunden war, wurden immer mehr Großinvestoren und potente Kapitalanleger angelockt. Mittlerweile ist aber so viel Geld in die Kassen der Venture-Capital-Gesellschaften geströmt, dass die Risikofinanzierer Probleme haben, genügend Erfolg versprechende Neugründungen mit Kapitalbedarf aufzuspüren. Anders als vor Jahren wird nun Geld auch in Firmen gesteckt, die nicht in die künftige Spitzenliga einer Branche gehören.

Heute rangeln rund 200 in- und ausländische Kapitalgesellschaften um die attraktivsten Jungunternehmen. Von rund 18 Milliarden D-Mark Risikokapital in deutschen Kassen warten noch etwa acht Milliarden DM auf kapitalsuchende Premium-Start-Ups. In Österreich, schätzen Experten, dürften es an die 15 Milliarden Schilling sein, die auf Gründer und Jungunternehmer warten. Pro Jahr werden derzeit maximal drei bis vier Milliarden in innovative Unternehmen investiert. Zu wenig interessante Projekte, klagen Insider. Die Beteiligungsmesse, die heuer im September von TPA Treuhand Partner Austria zum dritten Mal veranstaltet wird, soll Abhilfe verschaffen.

Die Geldschwemme treibt auch die Preise: Konnten Privatanleger in Deutschland ehemals noch mit einer Mindestanlage von 50.000 Mark einsteigen, liegt die Einstiegshürde jetzt bei 250.000 DM. Klevere Gründer spielen VC-Gesellschaften gegeneinander aus und treiben so die Summen in die Höhe. Immerhin können die besten deutschen Risiko-Kapital-Fonds Nettorenditen von über 50 Prozent ausweisen. Und das, obwohl im Schnitt nur zwei von zehn Investments Spitzenrenditen abwerfen, während zwei als Totalausfall zu verbuchen sind.

In Europa haben sich die Renditen bei rund 15 Prozent eingependelt. "Bei vielen neuen Risikofonds werden sich Anleger jedoch bescheiden und sogar Verluste einkalkulieren müssen, warnt Bruno Raschle vom Züricher VC-Unternehmen Advisers on Private Equity.

Die Börse reagiert mittlerweile sensibel auf Firmen, die mit viel Venture-Capital in den Neuen Markt getrieben werden. Der Internet-Telefonie-Anbieter Gigabell http://www.gigabell.de büßte innerhalb von drei Monaten zwei Drittel seines Kurses ein, weil Anleger das Produkt weder für ausgereift noch wettbewerbsfähig hielten. In manchen Fällen hat sich das ehemalige Gütesiegel "ein Risiko-Finanzierer im Rücken" in sein Gegenteil verkehrt: Einige Investmentgesellschaften lassen inzwischen die Finger von Börsengängen, wenn sie hören, dass Venture-Capital drin steckt.

Auf der Jagd nach satten Renditen steigen Geldgeber immer früher ein. Jede zweite D-Mark soll derzeit in einer hochriskanten Frühfinanzierung stecken, in der kaum mehr als eine Idee existiert. Gleichzeitig soll der Renditesegen immer schneller kommen: Hatte Brokat noch vier Jahre Zeit zum Börsengang, startete der Medizingeräteproduzent Wavelight http://www.wavelight.de nach zwei Jahren. Der Internet-Auktionator Ricardo http://www.ricardo.de erhielt gerade mal 12 Monate bis zum Börsengang.

(Ende)
Aussender: Treuhand Partner Austria TPA
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Tel.: 01/54617-300
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