pts20000704041 Bildung/Karriere, Technologie/Digitalisierung

Die virtuelle Universität als Content Provider

Scheer: "Vorlesung als Mischung aus Entertainment und Wissensvermittlung"


Wien (pts041/04.07.2000/16:37) Eine der Hauptanforderungen an die Universität der Zukunft werde darin liegen, sich in das internationale Informationsnetzwerk einzufügen, um sich als Content Provider zu profilieren. Die Informationstechnologie habe sich rapide geändert, daher müsse sich auch die Universität diesen neuen Anforderungen anpassen, sagte August Wilhelm Scheer, Leiter des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Universität des Saarlandes http://www.uni-saarland.de bei einem Vortrag bei der European Conference on Information Systems 2000 (ECIS) heute, Dienstag, in Wien http://ecis2000.wu-wien.ac.at . Gerade der Trend zu lebenslangem Lernen sei eine Chance für die Universität, Absolventen auch nach dem Studium an sich zu binden.

Die technischen Möglichkeiten sind heute so weit ausgereift, dass man sich unabhängig von Zeit und Ort Lernstoff besorgen könne, so Scheer. Derzeit kooperieren die meisten Unis hauptsächlich mit anderen Universitäten. Die Unis müssten sich aber nach allen Seiten öffnen und versuchen, auch für Unternehmen ein richtiges "Informations-Portal"zu werden. Traditionelle Universitäten stehen zunehmend in einem Konkurrenzkampf mit privaten Universitäten (z.B. betreibt DaimlerChrysler eine eigene Universität für seine Mitarbeiter). Die Zukunft der Universität liege mehr in der Bereitstellung von Information, als in der Forschung.

Daher werden in Zukunft hauptsächlich Universitäten mit internationalem Image in der Informationsgesellschaft bestehen können. Mittelklasse-Universitäten mit durchschnittlichem Angebot werden große Probleme bekommen. "The winner takes it all", so Scheer. Die Ausrichtung der Universität als Content Provider eröffne zusätzlich die Möglichkeit, Absolventen an die Uni zu binden. Benötigte Informationen könnten "just in time" vom Arbeitsplatz aus aufgerufen werden. Somit bleibe der Informationsaustausch mit der Uni weiterhin aufrecht.

Auch für Studenten selbst würden die neuen Informationstechnologien völlig neue Möglichkeiten eröffnen, so Scheer. Durch den Einsatz von virtuellen Lehrmitteln hätte sich das Lernverhalten der Studenten gravierend verändert. Mittels Online-Vorlesungen können Studenten von den führenden Experten weltweit lernen. Autonome Forschungen in Eigenregie nehmen immer mehr zu, wogegen die passive Konsumation von Lehrstoff, früher der klassische Weg, im Abnehmen sei. Eine moderne Universitätsveranstaltung müsse heute eine Mischung aus Entertainment und Wissensvermittlung sein, sagte Scheer. Er selbst würde in seinen Vorlesungen heute nur mehr "Geschichten erzählen", um Hintergründe zu liefern und Denkanstöße anzuregen. Die Inhalte seiner traditionellen Lehrveranstaltungen könne der Student sowieso in Büchern oder im Internet nachlesen. (os)

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