Gewerbeverein: Wirtschaft muss sich am "neuen Mann" orientieren
Männerstudie 2003 initial im ÖGV von Studienleiter Paul Zulehner vorgestellt
Wien (pts004/29.01.2003/08:10) In einem beeindruckenden Vortrag im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV) vorgestern abend stellte Werteforscher Nummer eins, Paul Zulehner die Konturen der österreichischen Männerstudie 2003 erstmals der Öffentlichkeit vor: "Kommen die neuen Männer?" Sie kommen!
Da sich der derzeitige Noch-Männerminister die mediale Präsentation vorbehielt, musste Studienleiter Zulehner seine Ausführungen codiert dem zahlreich anwesenden Publikum übermitteln. Dank der Eloquenz des Pastoraltheologen wurde diese Übung so gekonnt abgewickelt, dass der aufmerksame Zuhörer die Inhalte klar verstand. Und beim "sozialen Sicherheitsminister" gehen wir davon aus, dass er die Studie aus seiner Privatschatulle berappt - andernfalls dürfte er sie ja nicht zurückhalten.
Zulehner bezog sich auf das in der Studie festgemachte halbierte Männerleben - die Verunsicherung durch die traditionelle Rollenfestlegungen, die nunmehr aufbricht.
Der neue Mann, der in der Studie - die etwa 1.600 Personen, überwiegend Männer aber auch Frauen einbezog - in seinem Spannungsfeld Beruf - Familie - Innenwelt dargestellt wird, tendiert vom bisherigen Rollenbild stark weg.
Zulehner behandelt die männlichen Lebensfelder Berufswelt, Familienwelt und Innenwelt in seiner Männerstudie 2003:
* Im Beruf das Faktum, dass Konkurrenz zu Frauen weniger relevant wird - im übrigen auch zu Männern. Die Bedeutung der Berufswelt wird vom neuen Mann - verglichen mit früher - relativiert.
* Besonderes Augenmerk widmet der Studienleiter dem Change in der Familie, die der neue Mann auslöst:
+ Er ist nicht mehr ausschließlich für das Einkommen, sondern zunehmend für das Auskommen mitverantwortlich. Bisher waren die Frauen die "familiären Therapeutinnen". Dieser Punkt scheint nun partnerschaftlicher abgehandelt zu werden. Wobei sich ja der traditionelle Mann als extrem "beratungsresistent" erwies. Genau das, was Frauen von ihrem männlichen Partner einforderten, blieb ignoriert oder prallte an diesem ab.
+ Er macht sich im Haushalt nützlicher als noch vor zehn Jahren; darüberhinaus kommen die neuen Väter. Besonders die "Vaterlosigkeit" - so Zulehner - ist für die Kids im späteren Leben in jeder Hinsicht - Drogen, Kriminalität, Beziehungsfähigkeit, etc. - extrem negativ prägend. Und dann mahnend: "Ohne Kinder werden wir Barbaren!"
In diesem Zusammenhang betonte Zulehner, dass die Einrichtung des Männerbüros im Sozialministerium längst überfällig war. Gerade der Suizid arbeitsloser Männer zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr ist nur ein tragisches Indiz, dass man bei extrem starker Frauenforschung hierzulande die Männerforschung und pragmatische Konsequenzen daraus bisher stiefmütterlich behandelte. Männerforschung etwa ist in USA Jahrzehnte dem heimischen Standard voraus.
* Auch der Innenwelt des Mannes ist ein bedeutendes Kapital in der Männerstudie 2003 gewidmet:
+ ein besserer Zugang zu den eigenen Gefühlen wird deutlich sichtbar.
+ "Mann" hat ein positiveres Verhältnis zu (Homo-)Sexualität. Sexualität wird zunehmend als Sprache, als Kommunikationsmittel erfahren.
+ Bemerkenswert ist auch ein festgestelltes Absinken der Gewaltneigung.
Zulehner ging in der Folge seiner Ausführungen auf spezifische Indikatoren ein. Er splittet die Männerkohorte in "traditionell", "pragmatisch", "unsicher" und eben den "neuen Mann".
Der neue Mann ist viel stärker bereit, im Familienleben aufzugehen. Besonders in den "cleanen" Bereichen von Autowaschen bis "mit den Kindern spielen" hat sich eine deutliche Verbesserung ergeben. Nur beim "Beten mit den Kindern" sind alle vier Männertypen gleichermaßen zurückhaltend.
Der Studienautor sieht statt dem traditionellen Gewaltpotenzial ein zunehmend subtileres: Scheidung etwa wurde zum stärksten Drohpotenzial. Dass dieses überwiegend von Frauen ein- und zu 70 Prozent umgesetzt wird, ist für Zulehner Indiz, dass die Ehe nach wie vor ein "männerdienliches Instrument" ist.
Und dann weiter: Die Leidenskompetenz der Männer wird in der Studie als gering ausgewiesen. Aber - so Zulehner - nur über Leid kann man Liebeskompetenz erreichen.
Zulehner ist überzeugt, dass die neuen Männer langsam aber sicher kommen. In Österreich - so seine Studien - langsamer als in Deutschland. Die Resistenz bei der Veränderung bricht erst allmählich auf. Verschiedene Tätigkeiten werden dabei schneller von Männern akzeptiert - kranke Angehörige! oder Blumen! pflegen, liegen weit abgeschlagen.
Ein weiterer interessanter Aspekt der Männerstudie 2003: Abgefragt wurde, wie sich Männer selbst in Bezug auf verschiedene Eigenschaften wie Intelligenz, Gefühl, etc. sehen. Legt man darüber die Einschätzung der Frauen zu den gleichen Kriterien, dann sehen Frauen Männer genauso, wie sich Männer sehen - und vice versa.
Ein Phänomen sind die ganz jungen Männer unter 19. Sie stellen viel seltener den Typus "neuer Mann", als die Alterskohorten darüber bis etwa Lebensalter 50. Zulehners Erklärung: Starke Mütter verunsichern ihre Söhne in deren Entwicklung zum "neuen Mann"!
Zulehners Folgerungen aus der Männerstudie 2003:
* Es soll mehr Leben ins Männerleben kommen!
* Das Ziel der Männerentwicklung ist nicht der weiblichere Mann, sondern der ganze Mann!
* Letztlich sind Männer und Frauen einander fremd. Die Kernfrage der Zukunft ist die kreative Begegnung der Fremden!
Es wäre nicht Zulehner, wenn er nicht Fragen offen ließe:
* Was ist ein Mann, was eine Frau?
* Gibt es Grenzen der Veränderung?
Folgerungen - so der ÖGV - der stolz über die Zulehner-Premiere in seinem Palais Eschenbach ist - liegen nun auch bei der Wirtschaft. Der neue Mann stellt neue Anforderungen an die verschiedensten Produkte und Dienstleistungen aus der Wirtschaft; jeder Unternehmer ist gefordert, den Challenge anzunehmen.
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