pts20030425004 Umwelt/Energie, Politik/Recht

Gewerbeverein: Wirtschafts-Edelfeder träumt vom liberalisierten Strommarkt

Brainwash der Elektro-Lobby geht noch immer tief in Journalistenkreise hinein


Wien (pts004/25.04.2003/08:05) Grundsätzlich kann ja in Österreich jeder glauben, woran er will - das ist jedenfalls Ansicht im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV). Wenn allerdings die Wirtschafts-Edelfeder von "Die Presse" schreibt, dass "der heimische Strommarkt seit Oktober 2001 voll liberalisiert ist - wie sonst nur in Großbritannien und Skandinavien", dann fragt man sich, in welchem Österreich die Dame lebt.

Ihr scheint entgangen zu sein, dass eine marktbeherrschende Stromlobby in Ostösterreich 58 Prozent Marktanteil und somit das zehnfache Volumen des nächst folgenden Wettbewerbers hält. So etwas gelingt im Medienbereich nicht einmal der Kronen-Zeitung.

Weiter singt die Stromschutzherrin der ÖSL (Österreichische Stromlösung) das hohe Lied auf dieses Quasikartell, das nun im Blickfeld der strengen EU-Wettbewerbshüter steht. Hier scheint ganz vergessen worden zu sein - hoffentlich unabsichtlich, dass

* ÖSL ein Quasimonopol ist. Derartige Konstrukte arbeiten nie zum Bestpreis.

* Wenn die ÖSL-Lösung so toll ist, wie die Edelfeder behauptet, dann müsste sie wohl nachdenklich werden, wenn E-Control-Chef Boltz feststellt, dass "die Netzinvestitionen seit der Liberalisierung um 70 Prozent zurückgegangen sind. Die dazu an die Stromversorger genehmigten Geldmittel müssen also in die Quersubventionierung geflossen sein". Boltz meint damit, dass die Stromtarife zu niedrig, die Netztarife aber entschieden zu hoch sind. Und Boltz weiter: "Wenn ein Stromversorger effizient arbeitet, wird er auch an niedrigeren Tarifen verdienen"!

* Es mag schon sein, dass der "Saft für Österreichs Wirtschaft" - aus welchen Gründen immer - scheinbar vergleichsweise preiswert ist. Die Netztarife hingegen zählen zu den höchsten Europas. Dass das Gesamtprodukt Strom weit billiger sein könnte, wenn freier Wettbewerb herrschen würde, müsste wohl auch für eine Ökonomin, wie der Kolumnistin außer Zweifel stehen.

Der Österreichische Gewerbeverein hat ein Wettbewerbsverfahren gegen die ÖSL vor der EU eingebracht - für seine Mitglieder und die österreichische Wirtschaft. Er ist stolz darauf, an den "Watschen für den Musterschüler" ("Die Presse"-Überschrift) seitens der EU initialen Anteil zu haben!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01-587-36/3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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