Gewerbeverein: Habilitieren wir uns nicht in die falsche Richtung?
Die Relationen in der Zeitreihe und den Fakultäten ist nicht bedarfsorientiert!
Wien (pts001/16.05.2003/08:10) 2001 gab es in Österrreich 500 Habilitationen; 1990 waren es gerade 204; die Relation 2,5. Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) trat stets für eine Stimulierung der Professuren in wirtschaftsnahen Bereichen ein. Dem Statistischen Taschenbuch des Bildungsministeriums entnehmen wir bei den Habilitationen allerdings einige Disparitäten.
* Die Hälfte aller Habilitationen fand 2001 an medizinischen Fakultäten statt (241). 1990 begnügte man sich noch mit 90. Professoren gab es dort 2002 (leider gibt es keinen Vergleich zu 2001) insgesamt 241. Da nicht mit einer wundersamen Stellenvermehrung zu rechnen ist und die Verweilzeit von Professoren mit 25 - 30 Jahren anzunehmen ist, haben wir in einem Jahr auf die Person genau den Bedarf von einem Vierteljahrhundert an Medizinalprofessoren produziert. Oder wollen einige Habilitierte Dozenten bis zur Pension bleiben?
* Setzt man die genannten Zahlen mit den Habilitationen im Bereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Vergleich, dann sind dort 10 neu mit Lehrbefugnis Ausgestattete bescheiden. Immerhin gibt es dort 210 Professuren.
* Für die 55 Theologieprofessuren produzieren wir mit neun Habilitationen (1990 nur 6) fast genau die gleiche Nachwuchsmenge, wie bei den Ökonomen!
* Besorgniserregend ist ebenso die gesamte Nachwuchsanzahl im naturwissenschaftlichen Bereich. Dort gibt es von Maschinenbau über Elektrotechnik und Informatik bis zu Bodenkultur und Montanistik gerade einmal 138 im Jahr 2001 Habilitierte. Und das bei 632 "amtierenden" Professoren.
Mit der letztgenannten Relation ist Österreich wieder einmal dabei, seine Zukunft zu verschlafen. Wer allerdings die Technikfeindlichkeit der Österreicher kennt, den darf dieses Ergebnis nicht wundern. In der EU nehmen wir hier einen negativen Spitzenplatz ein und unsere Regierung hat dazu noch in ihrem Koalitionsabkommen ihre ausgeprägte Technikfeindlichkeit markant zum Ausdruck gebracht. Der ÖGV fordert einen bedarfsorientierten Zukunftsplan der Entwicklung der universitären Forschung mit Realitätsbezug!
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