pts20030905001 Politik/Recht, Unternehmen/Wirtschaft

Gewerbeverein: Warum werden nicht entnommene Gewinne versteuert?

Ein Ökonom stellt diese simple Frage - und weist den Weg zum einfachen System!


Wien (pts001/05.09.2003/07:55) Steuervereinfachung war im Jahr 2000 noch ein Ziel der Bundesregierung. Jetzt wurde es ruhig darum. Der renommierte deutsche Ökonomieprofessor Joachim Mitschke nahm sich nun der Idee an. Die Schlussfolgerungen sind so erstaunlich einfach, dass sie bei Überlegungen zu einer Steuerreform nicht unbeachtet bleiben dürfen - so der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV).

Die Grundidee ist simpel: Die Gewinne von Unternehmen sind prinzipiell steuerfrei, solange sie im Betrieb bleiben. Erst wenn der Eigentümer das Geld für den eigenen Verbrauch aus dem Unternehmen herausnimmt, greift der Fiskus zu und kassiert Einkommensteuer. Allein mit diesem Kunstgriff gelingt es, eine Vielzahl komplizierter Paragrafen überflüssig zu machen und den Steuerdschungel wesentlich zu lichten.

Nach den überschlägigen Berechnungen des Wirtschaftswissenschaftlers würde die von ihm entwickelte Einkommensteuer mit einem im Wesentlichen proportionalen Steuersatz von 30 Prozent dem Staat sogar geringfügig höhere Einnahmen bescheren als das gegenwärtige System von Lohn-, Einkommen- und Körperschaftsteuer. Dank des niedrigeren Steuertarifs nimmt nicht nur die Massenkaufkraft zu, die erhöhte Binnennachfrage führt zu einem Anstieg von Produktion und Beschäftigung. Auch die Angebotsseite des Arbeitsmarktes profitiert: Wenn die Arbeitskraft nicht mehr so stark besteuert wird, können sich die Arbeitnehmer mit geringeren Bruttolöhnen zufrieden geben.

Das Herausragende an der Idee ist jedoch die Verlagerung der Besteuerung von Unternehmensgewinnen auf die Entnahmen oder Ausschüttungen. Weil dies für alle Unternehmensformen - gleich, ob Kapital- oder Personengesellschaften - gelten soll, wird das gesamte Körperschaftsteuerrecht und das konfliktträchtige, selbst von Experten nicht mehr zu durchschauende Bilanzsteuerrecht überflüssig.

Weil erst der Konsum der Eigentümer besteuert wird, steigt der Anreiz, die Gewinne wieder zu investieren. Dadurch wird die Eigenkapitalbasis der Unternehmen gestärkt und hilft letztlich auch den Arbeitnehmern: Je mehr Eigenkapital Unternehmen haben, desto weniger anfällig sind sie in Krisenzeiten.

Wäre doch wert, darüber nachzudenken!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01-587-36/3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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