pts20031029016 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Vorabmeldung Industriemagazin: Chemieindustrie läuft Sturm gegen EU-Verordnung

Chemische Industrie rechnet im Falle des Inkrafttretens mit einer Pleitenwelle


Wien (pts016/29.10.2003/14:40) Die heute beschlossene Verordnung zur Registrierung-, Erfassung- und Autorisierung von gefährliche Chemische Stoffe (Reach) bürdet der chemischen Industrie europaweit in den kommenden Jahren (konservativ geschätzte) Kosten von rund 15 Milliarden Euro auf. Für weltweit agierende Chemiekonzerne lediglich ein Ärgernis, versetzen die Kosten der vorwiegend klein- und mittelbetrieblich strukturierten österreichischen Chemieindustrie einen schweren Schlag.

"Wir sind in vielen Bereichen EU-weit einziger Anbieter von chemischen Stoffen und müssten die Kosten für zusätzlich anfallende Untersuchungen und die Zulassung alleine tragen" sagt der Vorstand der Treibacher Industrie AG, Reinhard Iro, gegenüber Industriemagazin. Etwa im Bereich der Natriumvanadatlösungen, die in relativ geringen Mengen hergestellt wird. "Da die Kosten in keinerlei Verhältnis zu den produzierten Mengen stehen müssen wir die Produktion wohl einstellen" sagt Iro.

Auf der Internetseite der Europäischen Kommission findet sich eine nicht enden wollende Liste von Unternehmen, die den Verordnungs-Plänen verheerende Auswirkungen prophezeien. So etwa auch jene des Geschäftsführers des kleinen Wiener Chemierzeugers Busetti GmbH. Die Neuregistrierung der Produkte von Busetti würde dem Wiener Unternehmen in den nächsten Jahren rund 6 Millionen Euro kosten. Bei einem Jahresumsatz von rund 11 Millionen Euro eine untragbare Belastung. Das Fazit des Geschäftsführers von Busetti: "Basierend auf unseren Berechnungen muss Busetti bei Inkrafttreten der Verordnung den Betrieb einstellen".

Selbst die chemieverarbeitende Industrie steht durch die in der Verordnung vorgesehene branchenbezogene Registrierungspflicht vor einem Problem. Etwa die heimischen Lackhersteller. "Viele der Stoffe, die wir zur Verarbeitung benötigen, werden eigentlich gar nicht für uns erzeugt" sagt Albert Keiler, technischer Leiter der Tiroler Adler Lacke GmbH zu IM. So werden etwa die ungiftigen Entschäumer, die in der Lackindustrie dem Lack den Sauerstoff entziehen, eigentlich für die Erdölindustrie erzeugt. "Kommt jetzt die branchenbezogene Registrierungspflicht, werden sich viele Lieferanten die teuren Tests für die geringen Mengen in der Lackindustrie ersparen" sagt Keiler. Denn die Zulassungsverfahren rechnen sich vielleicht bei einem Umsatz von 500.000 Tonnen, "aber sicher nicht für die wenigen Tonnen, die wir jährlich verbrauchen" sagt Keiler.

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