pts20040518049 Bauen/Wohnen, Unternehmen/Wirtschaft

Gewerbeverein: Jetzt zerreisst es den Trockenausbau!

Von oben drücken E-Procurement und von unten enorme Preissteigerungen!


Wien (pts049/18.05.2004/17:30) Selten ist ein Gewerbe dermaßen in die Schere gekommen, wie nun der Trockenausbau. In den vergangenen drei Jahren gab es einen statistisch nachgewiesenen Preisverfall von über dreißig Prozent. Und nun drücken von unten die Einkaufspreise - insbesondere der des Stahls, der ein wesentlicher Bestandteil von Gipskartonsystemen ist - auf die, wenn überhaupt magere Gewinnspanne - berichten der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) und der Verband Österreichischer Stuckateure und Trockenausbauer (VÖTB).

Am deutlichsten ist der Preisdruck derzeit beim Stahl zu spüren. Betrug der Grundpreis je Tonne im Jänner 2003 noch 180 EUR, kletterte er binnen Jahresfrist um 24 Prozent auf 223 EUR. Anfang April 2004 lag er bereits bei 373 EUR und somit 117 Prozent über dem Referenzwert Anfang 2003. Dass die Bauproduktehersteller das an die Kunden weitergeben, ist klar. Ein Fixpreise anbietender Trockenausbauer bleibt auf dieser enormen Einkaufspreissteigerung "sitzen". Dass Öl, Lkw-Maut und zahlreiche andere Preise, neben Lohn- und Lohnnebenkosten in jüngster Zeit explodierten, ist jedem Konsumenten bekannt. So gibt es etwa Kleinunternehmen, die durch die exorbitante Anhebung des Malus bei Kündigung älterer Arbeitnehmer am 1.1.2004 mit einem Schlag 12.000 EUR ablegen müssen; für eine einzige Kündigung wohlgemerkt! Und das für einen existenziellen Befreiungsschlag, der den Rest der Arbeitsplätze sichern soll.

E-Procurement ist dann auf der anderen Seite eine Erfindung der EU-Bürokratie - jedenfalls bei öffentlicher Auftragsvergabe -, um elektronikgestützt die Preise bis zum Tiefstpunkt hinunter zu treiben. Das Verfahren ist demnächst Teil des österreichischen Rechts.

In diesem Umfeld kommt noch das Hereinfluten von legalen billigen EU-Einmannbetrieben aus den Beitrittsländern hinzu. Der Würgegriff ist perfekt!

Von den Gewerbebetrieben verlangt man die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Ausbildung teurer Lehrlinge und - was für VÖTB-Betriebe selbstverständlich ist - die ausschließliche Beschäftigung von legal angemeldeten Mitarbeitern. Ein Faktum, an das sich so mancher Mitbewerber nicht hält.

Um aus dieser Preis-/Kostenschere heraus zu kommen, fordern VÖTB und ÖGV zumindest faire Anpassungen, wenn die Gestehungspreise sich bewegen. Es kann nicht sein, dass der Staat, die Industrie und vor allem der öffentlich-rechtliche Sektor jede Preiserhöhung weitergibt, während das Gewerbe geknebelt wird.

Ein Preisgarantie, wie jene der Wiener Linien (nämlich bis mindestens Ende 2005 keine Tarifsteigerungen vorzunehmen) kann der Trockenausbau wirklich nicht abgeben. Oder nur dann, wenn wie bei den Wiener Linien die Ausfallshaftung die öffentliche Hand trägt!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01 587 36 3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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