Gewerbeverein: Die Marke ICH: Dient sie der Eitelkeit oder der Firma?
Conrad Seidl: Marken bedeuten, "Platz im Hirn des Anderen zu besetzen"!
Wien (pts015/24.05.2004/10:31) Ein hochkarätig kompetentes Podium setzte sich bei voll besetztem Auditorium im Palais Eschenbach des Österreichischen Gewerbevereins (ÖGV) mit der Frage der Selbstdarstellung im beruflichen Alltag auseinander. Anlass dafür war das von "Bierpapst" Conrad Seidl und Meinungsforscher Werner Beutelmeyer exzellent geschriebene Buch "Die Marke ICH".
Seidl betonte in seinem Eingangsstatement, dass gute Marken stets mit dem Inhalt übereinstimmen müssen. Marken bestimmen darüber, was wir sehen. Politiker - so Seidl - können um ihre Markenbildung nicht umhin. Sie erreichen damit Vertrauen, Bekanntheit und Wiedererkennung - unverzichtbare Attribute des heutigen Polit-Business. Plakativ meint Seidl: Marken bedeuten, "Platz im Hirn des Anderen zu besetzen".
Seidl betont, dass das Einkommen gerade im Journalismus von der Bekanntheit abhänge. "Gut muss ja jeder sein!" Seine Wiedererkennbarkeit durch sein Trachten-Outfit hat ihm jedenfalls schon so manche berufliche Kontaktaufnahme wesentlich erleichtert.
Heinz Werner Schimanko sieht wertfrei die Marke als Vorurteil. Befragt, wie er seine persönliche Marke aufbaute, meinte er bescheiden, er habe diese nicht gemacht, sie hätte sich ergeben. Im Gegensatz dazu würde - so Schimanko - ein bekannter Wiener Baumeister seine Marke bewusst pflegen. Sich selbst sieht Schimanko als Typus, der es über die "Tellerwäscherstory" zu seinem jetzigen Image brachte.
Schimanko ging dann auf herausragende Marken-Persönlichkeiten ein: Honda-Havelka gehört ebenso dazu, wie Niki Lauda, dem es Dank seiner persönlichen Marke gelungen ist, sogar den Flugzeugabsturz der Mozart wirtschaftlich zu überstehen. Am Beispiel des ehemaligen Anchorman Josef Broukal erkennt man, wie wichtig dieser für den ORF war. Schimanko im O-Ton: "Der SPÖ kann er allerdings nicht so viel Quote bringen, wie seinerzeit dem ORF".
Waltraud Steinböck - Herausgeberin des renommierten Society-Journals Cercle Diplomatique (CD) - kennt den Markt der Eitelkeiten sehr gut. CD wurde vor 33 Jahren gegründet und befindet sich nunmehr seit acht Jahren in ihrem Besitz. Schlicht meint sie: "Ich vermittle Eitelkeiten". Dabei schwingt ein Bedauern mit, dass teuer recherchierte Wirtschaftsmeldungen in CD weit weniger Aufmerksamkeit finden, als die Suche nach dem jeweils eigenen Konterfei. Da kann es schon einmal vorkommen, dass man angesprochen wird: "Warum war ich nicht abgebildet", oder gar der Vorwurf kommt, von der unvorteilhafteren Seite fotografiert worden zu sein.
Seidl rundete die von VÖWA-Landesleiter Walter M. Fink souverän moderierte Veranstaltung mit der für markenscheue Menschen beruhigenden Bemerkung ab: "Marken werden härter bewertet, sie müssen sich viel stärker selbst verteidigen".
Buchtipp: Die Marke ICH
Conrad Seidl, Werner Beutelmeyer ,
Redline Verlag bei Ueberreuter,
Frankfurt/Wien 2003, 308 Seiten
Aussender: | Österreichischer Gewerbeverein |
Ansprechpartner: | Dr. Herwig Kainz |
Tel.: | 01 587 36 3330 |
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