Gewerbeverein: Wo die öffentlich-rechtliche Geiz-ist-geil-Philosophie endet!
Nun gibt es die ersten prominenten Opfer des EU-Vergaberechts!
Wien (pts043/07.06.2004/20:10) Jetzt ist das erste weiträumige Ergebnis der öffentlich-rechtlichen Geiz-ist-geil-Einkaufspolitik bekannt. 400 neue Straßenbahnzüge der gleichen Bauart - verteilt auf 17 Städte - fallen einer Rückrufaktion zum Opfer. In diesem Fall ist der Hersteller so potent, dass eine Sanierung gesichert ist.
Das aufgezeigte Beispiel dieser Niederflurstraßenbahnzüge, die nach der DTC-Philosophie (design to cost) ausgeschrieben wurden, sollte uns alle warnen. Wichtigste Prämisse der Konstruktion war ein bestimmtes Kostenziel zu erreichen. Zuverlässigkeit und Sicherheit kommen später und lassen sich am Kunden testen. Die betroffenen Verkehrsbetriebe verhielten sich grundsätzlich nicht anders als die viel geschmähten Geiz-ist-geil-Konsumenten.
Wie posaunte doch der EU-Kommissions-Pressedienst erst kürzlich vollmundig heraus: "Laut einer vor kurzem veröffentlichten Studie hat die Anwendung der Vergaberechts-Richtlinien dazu geführt, dass die öffentlichen Auftraggeber für ihre Bau-, Liefer- und Dienstleistungsaufträge etwa 30 Prozent weniger zahlen müssen. Die Europäische Union hat gerade ein Gesetzgebungspaket endgültig verabschiedet, das die Richtlinien klarer, moderner und einfacher machen soll, damit noch größere Einsparungen erzielt werden können".
Es mag zwar sein, dass der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) und mit ihm die Verbände Österreichischer Stuckateure und Trockenausbauunternehmungen (VÖTB), Österreichischer Dämmunternehmer (VÖDU) und Österreichischer Estrich-Hersteller (VÖEH) immer wieder die Unsinnigkeit der öffentlich-rechtlichen Geiz-ist-geil-Vergabephilosophie an den Pranger stellten. Natürlich wurde blanke Gewinnsucht als Motiv unterstellt.
Ein Ergebnis dieser von der EU so geförderten und als vorbildhaft dargestellten Linie liegt nun - leider - vor. Wird die Europäische Union mit dieser unsinnigen Strategie des Einkaufs nach dem Billigstdorfer-(=Billigstbieter-=E-Procurement-)-Prinzip tatsächlich noch weiter fortfahren?
In der Europäischen Union wird man so lange über das Vergaberecht frohlocken bis die ersten physischen Opfer zu beklagen sind. Insolvenzopfer sind den Unions-Bonzen jedenfalls einerlei. Wer selbst Spesen für die teuerste Variante abrechnet, aber damit Billigstdorfer-Leistungen bezahlt und alleine von dieser Differenz herrlich lebt, dem ist doch der Bürger und damit die Wirtschaft reichlich egal!
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