Gewerbeverein: Pensionsentwicklung an VPI binden, ist grob fahrlässig!
Damit ist ein Argumentarium für automatische VPI-Lohnerhöhungen gegeben!
Wien (pts002/29.08.2004/20:28) "Pensionen werden ab 2006 nach der Inflationshöhe mit dem Verbraucherpreisindex (VPI) angepasst. Ausnahmen gibt es für Personen mit einem hohen Pensionsbezug. Ihnen wird befristet (drei Jahre lang) ein Fixbetrag gewährt. Die erste Pensionsanpassung erfolgt wie bisher". Dieser wohl nicht sehr überlegte Passus wurde im allgemeinen Getümmel von kritischen Lesern der von der Regierung angedachten Pensionsharmonisierung wohl überlesen - mutmaßt man im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV).
Es mag schon sein, dass im Zeitraum 1984 bis 2004 der VPI um 54,8 Prozent und die Pensionen um 58,7% gestiegen sind. Allerdings blieb seit 2000 die prozentuelle Pensionsanpassung generell hinter der VPI-Entwicklung zurück. (Pensionsanpassung/VPI in Prozent: 2000: 1,1/2,3; 2001: 0,8/2,7; 2002: 1,1/1,8; 2003: 0,5/1,3 und 2004: 1,0/1,2).
Es hat wohl gute Gründe, die Pensionsanpassung nicht an die Entwicklung des Verbraucherpreisindex anzupassen. Gerade jetzt würde der paradoxe Fall eintreten, dass die Beitragszahler den Pensionsbeziehern die exorbitant gestiegenen Treibstoffkosten - die im Verbraucherpreisindex enthalten sind - ersetzen müssten, während sie selbst auf diesen Preissteigerungen sitzen bleiben.
Dabei gibt es einen eigenen Pensionistenindex, da deren Verbrauchsverhalten von jenem der Gesamtbevölkerung abweicht. Während der Warenkorb des VPI 710 Indexpositionen enthält, beruht der Pensionistenindex auf 616 Indexpositionen. Die örtlichen Tarife für "Pflegeheime" aus den 20 preismeldenden Städten sind nur im Pensionistenindex enthalten. Damit blieben 93 Positionen des Warenkorbs des allgemeinen Verbraucherpreisindex unberücksichtigt. Es handelt sich hier vorwiegend um Waren und Dienstleistungen, die für Pensionisten in knappen Einkommensverhältnissen praktisch bedeutungslos sind.
Abgesehen davon, dass Beitragszahler den Pensionisten nicht die Ölrenten der Scheichs ersetzen können, haben Pensionisten ganz differente Konsumgewohnheiten verglichen zur Gesamtpopulation. Dazu kommt noch, dass ein Ansteigen der Löhne in den derzeitigen Billigproduktionsländern bei einer VPI-Bindung der Pensionen die jüngere Generation voll in die Beitragspflicht nimmt.
Neben vielen anderen Kritikpunkten, die der ÖGV gegen den vorliegenden Pensionsharmonisierungsentwurf bereits vorbrachte, wird die Regierung dringendst ersucht, die VPI-Bindung bei der Pensionsharmonisierung zu streichen. Irgend wann kommen dann nämlich Gewerkschafter und wollen - wenn es schlecht für sie ausschaut - eine automatische Lohnanpassung an den VPI!
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