Gewerbeverein: ElektronikschrottVO verursacht mehr Tote, als Waffenexporte!
EU soll raschest humane und kostengünstige Recycling-Techniken fördern!
Wien (pts043/12.08.2004/20:35) Heute tritt die EU-Elektronikschrottverordnung in Kraft. Ein Jahr später muss sie in nationales Recht umgesetzt sein. Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) fürchtet, dass hier etwas übereilt gehandelt wird. Vorerst werden die Recycler noch primitiv in China und Indien ihrem Handwerk nachgehen. Wir exportieren damit schwere Berufserkrankungen in Länder mit laxeren Arbeitnehmerschutzbestimmungen als in der EU.
Künftig müssen Hersteller - oder wenn sich diese ausserhalb der EU befinden, importierende Händler - dafür sorgen, dass alle wiederverwendbaren E-Geräte im Secondhand-Handel landen. Der Rest muss zunächst von Schadstoffen wie Quecksilber und Blei befreit und dann zu genau festgelegten Quoten recycelt werden. Mindestens 100 Millionen EUR wird das die österreichische Wirtschaft kosten, schätzen Experten.
Dass sich dies in den Verkaufspreisen niederschlägt, ist klar. Die Geiz-ist-geil-Generation und der Wettbewerb erfordern, dass die Recycling-Kosten entsprechend gering bleiben. Da es in unserer Gesellschaft nicht sein kann, dass man Millionen von Geräten in zehn Minuten montiert und später die gleiche Zeit braucht, um sie wieder zu demontieren, wird das Problem nach Indien und China "exportiert" werden.
Dort werden schon jetzt Platinen mit einer Zange in primitiven Öfen geschmolzen. Kaum jemand hält es länger als ein Jahr über den giftigen Dämpfen aus, die sich in Lunge und Haut fressen.
Der ÖGV fordert daher - auch von einem etwaigen künftigen EU-Entwicklungshilfe-Kommissar -, dass die Union vorweg die Recycling-Forschung raschest fördert, damit innerhalb der EU die Wiederverwertung von E-Müll unter menschenwürdigen Bedingungen statt findet. Niemandem ist damit gedient, dass unter Kostendruck Berufserkrankungen in weniger entwickelte Staaten "ausgelagert" werden.
Technisch ist derzeit der Einsatz von Maschinen nur schwer machbar. Denn vor allem die kleinen elektronischen Geräte lassen sich bis heute nicht vollautomatisch, sondern nur per Hand zerlegen. Bislang geschieht das vor allem in Behindertenwerkstätten. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa derzeit rund 350 Millionen Handys in europäischen Haushalten ungenutzt herumliegen. Jedes Jahr steigt ihre Zahl um weitere 100 Millionen. Doch auch mit der besten - derzeit verfügbaren - Zerlegetechnik wird es keine saubere Trennung aller Inhaltsstoffe von Elektrogeräten geben.
Im Sinne einer menschenwürdigen EU fordert der ÖGV von dieser, die Umsetzung der Elektronikschrottverordnung so lange auszusetzen, bis humane Technologien das Recycling von E-Müll kostengünstig erlauben!
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