pts20050216001 Politik/Recht, Medien/Kommunikation

Gewerbeverein & AfMK: Podiumsdiskussion: Medienkompetenz und Pisa!

Aliens und die Sesamstraße?


Wien (pts001/16.02.2005/00:36) Auf Einladung des Österreichischen Gewerbevereins (ÖGV) und der Allianz für Medienkompetenz (AfMK) fand eine gut besuchte Podiums- und Publikumsdiskussion zum Thema "Pisa ­ eine Folge des Umgangs mit Medien?" im Palais Eschenbach statt.

Moderiert von Dr. Edith Marktl, Theaterwissenschaftlerin, Elternbildnerin und Vizepräsidentin der AfMK diskutierten Dr. Helmut Brandstätter, versierter Medienvertreter und Geschäftsführer einer eigenen Consulting Firma sowie ehemaliger Puls TV Geschäftsführer, ntv-Chef und ORF-Anchorman, Dr. Ingrid Geretschlaeger, Kommunikationswissenschaftlerin, Lektorin, Leiterin der Medienpädagogischen Beratungsstelle Baden, sowie Präsidentin der Allianz für Medienkompetenz und die engagierte Mutter, Ingrid Pöcksteiner über den Stellenwert der Medien und ihren möglichen Beitrag zu den Forderungen im Umfeld der PISA­Studie.

Die Verantwortung der Medien in diesem Zusammenhang wurde von allen Beteiligten vehement eingefordert. Dr. Brandstätter sieht sie als Vermittler von Information und als Wissenstransfermedium. Allerdings, "Wissen ist noch nicht Bildung, denn dafür braucht man die Schule," so Brandstätter und diese sei in den letzten 30 Jahren in ihrer Vermittlerrolle stecken geblieben.

Lebenslanges Lernen ist für alle am Wissensprozess Beteiligten eine unabdingbare Notwendigkeit. Hinzu muss ein modernes Methodeninstrumentarium dessen Qualitätsmerkmal die Vernetzung von Wissen und Erfahrung ist, kommen. Lehrer sollten auch andere Formen beruflicher Praxis erfahren und selbst einmal in Betrieben arbeiteten, denn nur so könne das Verstehen von Zusammenhängen besser verankert werden.

Brandstätter warnt vor einer falschen Nutzung von Fernsehen ­ auch wenn es primär als Unterhaltungsmedium gesehen werden kann - quasi als Babysitter. Kinder brauchen die Auseinandersetzung mit den Eltern und zudem müssten die Medien stärker in den umfassenden Bildungsprozess eingebunden werden. Derzeit entspricht der ORF seinem Bildungsauftrag nicht. Die regionalen Kapazitäten würden bei weitem nicht ausgeschöpft.

Dr. Geretschlaeger wies in ihrem Eingangsstatement eindringlich auf die Notwendigkeit der Förderung von Medienkompetenz für alle hin. Die kritische Auseinandersetzung mit Medien müsste sich in der Gesellschaft in Form eines ständigen Qualitäts-Monitorings etablieren. Die fehlenden heimischen (von der Sprache und den realen Lebensumstände her) Produktionen für Kinder und das mangelnde Bewusstsein für vielfältige und qualitätsvolle Angebote für alle Altersgruppen spiegle sich auch in der Pisa­Studie wider. Einerseits liegt es auch an den Medien, verstärkt daran mit zu arbeiten, dass sie ein positives Bild von Lernen, Wissen und von Menschen in verschiedensten Berufen verbreiten. Andererseits sollte man erwarten können, dass Journalisten, Fernsehmacher und Produzenten im Reformdialog zur Pisa-Studie neue mediale Akzente gemeinsam mit Pädagogen, Eltern und Kindern setzen, um nachhaltig eine Verbesserung des Klimas für Bildung und Wissen zu erreichen. Förderung von Neugier, Wachhalten von Interessen, Sprachbewusstsein und Sprachförderung, kontinuierlicher Bildungsdialog, das alles sind nur einige Ansatzpunkte, woran sich ein sinnvolles Gesamtkonzept anschließen müsste, um geleisteter Bildungsarbeit in Medien ein Forum zu bieten und mittels Medien das Denken und Handeln der Kinder anzuregen.

Ingrid Pöcksteiner verwies als engagierte Elternvertreterin wie Dr. Brandstätter einerseits auf die mangelnde Förderung von Medienkompetenz in der Schule. Mangelnde Sprachkompetenz bei Lehrern, infolgedessen auch bei Schülern, verbunden mit der Unfähigkeit - möglicherweise ausgelöst durch ein starres System - sich Neues anzueignen , um guten Unterricht geschehen zu lassen, seien aus ihrer Sicht Begründung dafür. Andererseits: Eine Abkehr von allem erzieherischen Agieren in der Schule lässt Kinder und Eltern vielfach im Ungewissen, wie ein sinnvoller Medieneinsatz gelingen kann.

Allerdings, das Engagement bei Eltern, wenn es um Schule geht, lässt - so meinte Pöcksteiner bedauernd - doch zu wünschen übrig. Lebenslanges Lernen, sei eben Primat der Stunde ­ für Kinder, Eltern und für Lehrer.

Miterzieher sind aber wir alle und die Kompetenz für den Umgang mit Medien und der Erwerb von Wissen über Medien entlässt uns nicht der Verantwortung, für eine professionelle medienpädagogische Begleitung zu sorgen. Sowohl in den Schulen und Kindergärten, als auch in den Familien und nicht zuletzt bei den Medienmachern muss es ein Anliegen sein, unsere Kinder in ihrer Vielfalt ernst zu nehmen und gemeinsam ein positives Klima für Wissen-wollen zu schaffen. Aliens sind auch dafür geeignet.

Dr. Margareta Philipp, PR-und Managementtrainings, Coaching, Mitarbeit im Medienarbeitskreis bei der Interessensvertretung der NÖ Familien
Themen zur Diskussion im Zusammenhang von PISA und dem Anteil der Medien
+ Bedeutung der Medien als Quelle von Bildung
+ Einhaltung des Bildungsauftrags des ORF (ORF-Gesetz)
+ Überdenken des Bildungsabkommens von bmbwk und ORF (sollte auf Vorschulprogramme ausgedehnt werden)
+ Einhaltung von Qualitätskriterien ­ Anspruch, Sprache, etc.
+ Förderung von Medienkompetenz ­ bewusste, kompetente, selektive, kritische, interessengesteuerte Nutzung von Medien ­ auch Medien herstellen und verbreiten können Welt- und Menschenbilder ­ Monitoring dessen, was Medien transportieren

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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