pts20050430012 Politik/Recht

Gewerbeverein: Sollte der Tag der Arbeit nicht eingemottet werden?

Wenn der ÖGB Arbeit nur abgefeiert sehen will, dann bitte den "Tag der Abzocke"!


Wien (pts012/30.04.2005/21:05) In zwei Bestsellern empfehlen Corinne Maier und Tom Hodgkinson gerade den Angestellten von heute mehr Faulheit - als Subversion. "Die Erfindung der Faulheit", so schreibt Maier klipp und klar, soll die Leser "demoralisieren" und deren Arbeitsmoral untergraben. Das Buch ist zynisch, auch das räumt sie ein, aber es ist "absichtlich zynisch", weil schließlich auch Unternehmen keine humanistischen Einrichtungen sind. Mit anderen Worten: Die Autorin will mit dem Mythos der Selbstverwirklichung durch Sklavenarbeit aufräumen, mit der Rhetorik vom glücklichen Angestellten und all den schönen Seifenblasen der New Economy, die mitsamt der Dot-Com-Bubble zerplatzt sind.

Deshalb predigt Maier die stille Emigration: das Unternehmen einfach mittels gut getarnter Passivität lahm legen. Das Sandkorn im Getriebe werden. Es merkt ohnehin keiner. Niemals und unter keinen Umständen verantwortungsvolle Posten annehmen, sich lieber aufs Abstellgleis befördern lassen. "Dissidenten im weißen Hemd", so ruft sie ihren Lesern zu, "vollzieht die innere Kündigung!" Solche Bücher hat es wohl immer gegeben - meint man im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV). Man sollte sie trotzdem ernst nehmen.

Ebenso ernst, wie die Ansage des neuen GPA-Bosses rund um den ÖGB-Geburtstag, der erneut die Vier-Tage-Woche haben will. Und das bei einem Zehnstundentag, der ja vor Wochen noch des Teufels war, als ihn Arbeitgebervertreter zur Flexibilisierung der Arbeitszeit vorschlugen. Vier Tage Maloche und dann kommt statt Saturday Night Fever doch gleich Happy Thursday Eve - vielleicht mit Revival der Donnerstag-Demo - diesmal gegen die Arbeit generell.

Arbeit muss etwas Abscheuliches sein. Jedenfalls sieht das der ÖGB seit über hundert Jahren so und mit ihm nun die genannten Bestsellerautoren. Sigmund Freud war da schon ein bisschen heller: Liebes- und Arbeitsfähigkeit sah er als die Grundpfeiler seelischer Gesundheit. Was da so übrig bleibt an depressiven Arbeitslosen, ist der empirische Beweis der Thesen des Psychoanalyse-Gurus.

Wenn also Arbeit möglichst kurz dauern und mittels getarnter Passivität auch noch während der Anwesenheit im Betrieb hintertrieben werden soll, warum feiern wir dann eigentlich den Tag der Arbeit?

Wer Arbeit ihres Sinnes entleert, wie der GPA-Chef, der sie rasch abgetanzt wissen will oder die beiden Bestsellerautoren, tut den Mitgliedern und ernst nehmenden Lesern nichts Gutes. Und der Wirtschaft wohl auch nicht.

Dann lasst uns künftig den Tag der Abzocke feiern - denn auf das reduziert sich lustlose und sinnentleerte Arbeit wohl. Oder hat man schon je ernsthaft gehört, dass der ÖGB mehr Sinn in der Arbeit fordert. Es geht doch alle Jahre nur um weniger Arbeit und mehr Geld!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
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