pts20050609058 Politik/Recht, Handel/Dienstleistungen

Gewerbeverein: Kronen, Arbeitskraft, Bauaufträge - alles wird versteigert!

Nur die öffentliche Verwaltung selbst hält Stand - wie ein Fels in der Brandung!


Wien (pts058/09.06.2005/23:12) Brücken, Kronen und Implantate per Mausklick: Wer einen Zahnersatz brauchte, musste bisher mit seinem Zahnarzt mühevoll über den Preis verhandeln. Jetzt kann der Patient im Internet in kurzer Zeit vergleichen. Jedenfalls in Deutschland unter www.2te-zahnarztmeinung.de. Nun auch schon das Billigste am eigenen Leib - Qualität ist nicht mehr gefragt, der Preis ist alles. Überall - fragt der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV)? Nein, in der öffentlichen Verwaltung selbst bleibt alles beim Alten!

Auf www.2te-zahnarztmeinung.de stellen Patienten den Plan ihres Zahnarztes ins Netz und warten auf günstigere Angebote anderer Mediziner. Eine Nutzerin aus Dresden beispielsweise, Pseudonym "Princess", soll für das Einsetzen einer Brücke 745 Euro zahlen. "Impala", ein Zahnarzt aus Chemnitz gewinnt die Auktion nach zehn Tagen mit einem Gebot von 492 Euro. Das das in der Nähe von Beratungsdiebstahl ist, liegt nahe. Behandlungspläne erstellen kostet ja auch Zeit.

Gegen Tendenzen des Internets werden wir nicht mehr ankämpfen können. Markttransparenz - jedenfalls ausschließlich beim Preis - ist auf der Börse, wie im globalen Netz leicht erzielbar.

Ob wir das so wollen oder nicht, kann nicht mehr entschieden oder gar rückgängig gemacht werden. In Deutschland wird jetzt bereits Arbeitskraft übers Internet versteigert - das wollten wir ja so; oder?

Bemerkenswert ist allerdings, dass sich im öffentlichen Bereich selbst, diesbezüglich nichts bewegt. Zwar werden alle wesentlichen Bauvorhaben ohne Rücksicht auf Qualität nach dem verbotenen Billigstbieter-Prinzip versteigert, aber Leistungen im Kernbereich, wie etwa der öffentliche Verkehr oder andere personalintensive Sektoren werden so gut wie nie versteigert und ausgelagert. Versorgungssicherheit ist das Killerargument, das dann aus der untersten Lade herausgezogen wird.

So ist etwa Wien exzellent verwaltet, aber auch so teuer wie keine andere Stadt der Welt. Und muss sich jede kleine Gemeinde in Niederösterreich einen Bauhof mit Eigenpersonal halten, wo doch der nächste Baumeister um's Eck logiert?

Natürlich weiß der gelernte Österreicher, dass das alles mit Parteipolitik und der Vergabe von Amterln zu tun hat. Aber müssen wir der zweitteuersten Parteienfinanzierung der Welt noch eine parteipolitisch begründete sauteure Verwaltung aufpfropfen?

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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