Gewerbeverein: Bei 3,2% Bruttoarbeitskostensteigerung muss Industrie fliehen!
2005 wird man wohl endlich Maß halten müssen!
Wien (pts054/21.06.2005/21:21) Auf die 13,8 Prozent Steigerung der nominalen Bruttoarbeitskosten pro Stunde in der Industrie der Letten kommen wir zwar noch nicht. Aber dass Österreich in dieser Disziplin im ersten Quartal 2005 - verglichen zum Vorjahresquartal und zu ähnlichen Ländern - mit 3,2 Prozent Steigerung massiv zulegte, ist nicht gerade standortattraktiv - meint man im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV).
Wir lagen damit gerade einmal 0,3 Prozentpunkte unter dem Eurozonen-Schnitt. Ordentlich Maß gehalten haben die Tschechen mit 1,6 Prozent, die Wirtschaftswunder-Dänen mit 2,3, die immer so streikbereiten Deutschen mit 2,4, die Finanzmarkt gestärkten Luxemburger mit 1,7 und die Nachzügler in Portugal mit 1,3 Prozent Steigerung.
Zwei Effekte sind dabei besonders anzumerken:
+ Dass die Industrie bei solchen Werten noch rascher in den billigeren Osten abwandert, braucht da nicht zu wundern.
+ Und dass die Mär, die vermeintlich niedrigen Einkommen beeinträchtigen die Inlandsnachfrage deutlich falsch ist, erkennt man an dem weiterhin verhaltenen Konsumverhalten der Österreicher.
Im ersten Quartal 2005 war die Steigerung des Verbraucherpreisindexes jedes Monat um die 2,8 Prozent. Davon entfiel auf vom Ausland kommende Rohmaterialsteigerungen gut ein Prozentpunkt. Auf die Steigerung von kommunalen Tarifen und Abgaben (Krankenversicherung, etc.) kommt dann noch einmal ein erklecklicher Prozentsatz. Echte Preissteigerungen in der Wirtschaft selbst sind da wohl vernachlässigbar klein - oft sogar Richtung Null tendierend.
Wie lange wird die Wirtschaft ihre Arbeitnehmer denn noch behalten können, wenn sie selbst bei Null Prozent - ihr zurechenbaren - Preissteigerungen, bei den Bruttoarbeitskosten satte 3,2 Prozent drauf legt. Die Schere ist bedrohlich!
Dass in einer derartigen Situation die heimische Industrie nach Rumänien oder noch weiter in den Osten tendiert, ist wohl kaum verwunderlich.
Auch wenn man im ÖGV - wie eine tibetanische Gebetsmühle - immer wieder moderate Lohnerhöhungen einfordert - die Vernunft bleibt auf der Strecke.
Aber wen wundert's, wenn Anfang 2005 die österreichischen Staatsdiener (inklusive der Lehrer) und die ÖBBler mit je 2,3 Prozent Bezügesteigerung wohlfeil für nicht erbrachte Produktivitätszuwächse belohnt wurden. Da kommen dann aber noch satte Biennalien und ähnliches dazu.
Österreichs Arbeitslosigkeit ist um keinen Zehntelprozentpunkt niedriger, als die der alten Bundesländer Deutschlands. Da wäre für die Lohnrunde 2005 doch einmal Maß halten angesagt, meint man im ÖGV!
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