pts20060118039 Politik/Recht, Unternehmen/Wirtschaft

ÖGV: Wenn die Deutschen bei den Russen verschuldet sind, stimmt etwas nicht!

Der Rohstoffmarkt ist aus den Fugen geraten und muss saniert werden!


Wien (pts039/18.01.2006/20:01) Russland ist für den deutschen Staat zum Netto-Gläubiger geworden. Insgesamt hat Deutschland nach Schätzungen westlicher Fachleute inzwischen mehr Schulden bei den Russen als Russland bei den Deutschen. Zum Jahresende 2005 wies die russische Zentralbank Währungsreserven von 182,2 Milliarden Dollar aus, darunter 137 Milliarden an Devisenbeständen, die nach Einschätzung der Experten in erstklassigen Staatsanleihen angelegt sind. Die Notenbank in Moskau hält zwar die Zusammensetzung ihrer Bestände geheim - zudem ändert sie ihr Portfolio immer wieder durch kurzfristige Investitionsentscheidungen. Wenn man mit Bodenschätzen so horrende Summen verdienen kann, dann fragt man sich, ob nicht wieder jene Zeiten wie nach dem Zweiten Weltkrieg angebrochen sind, als die Bauern massiven Goldschmuck für ein Kilo Butter erhielten - stellt man mit Sorge im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV) fest.

Wir registrieren heute mit Erstaunen, welche Milliardenbeträge vor gar nicht allzu langer Zeit von seitens Österreich der Sowjetunion und später Russland an Schulden erlassen wurden. Nunmehr dreht sich das Blatt. Wer Rohstoffe hat, der lässt andere schürfen und lebt davon untätig hervorragend. Bekanntlich geht aber das Spiel nicht lange, denn hohe Preise für Ressourcen führen mittelfristig zu Alternativstrategien oder gar zum Zusammenbruch jener Volkswirtschaften, die bisher mächtig konsumierten.

Kenner des Kapitalmarkts gehen davon aus, dass mindestens 30 bis 35 Prozent der russischen Devisenreserven im Euro-Raum angelegt sind, von denen wiederum mindestens ein Drittel auf deutsche Staatspapiere entfällt. Dazu kommen noch die im Ausland angelegten Mittel aus dem Stabilisierungsfonds Moskaus, der aus staatlichen Erdöl- und Erdgasgewinnen gespeist wird. Insgesamt halten die Russen damit deutsche Staatsanleihen im Wert von mindestens 14 Milliarden EUE. Die russischen Staatsschulden bei den Deutschen betragen dagegen nur zwölf Milliarden EUR.

Wenn diese Tendenz so weiter geht - fürchtet man im ÖGV - können wir bald unsere Rohstoffrechnungen nicht mehr begleichen. Und nur innovativ bei teurem Ressourceneinsatz sein, funktioniert auch bei uns nicht. Es sei denn wir verkaufen unsere Patente und Lizenzen an die rohstoffreichen Länder Russland, China oder Australien.

Wir gönnen allen, wenn sie aus ihren natürlichen Vorkommen Nutzen ziehen. Nur müssen sich diese im Klaren sein, dass das Spiel nur so lange
funktioniert, so lange die Konsumenten global auch noch einkaufen gehen können.

Die WTO ist gefordert, wieder ein normales Gleichgewicht bei den Ressourcenpreisen herzustellen - es sei denn wir wollen, dass Russland so irrsinnig reich werden soll, dass es nur mehr "Mercedes made in Russia" gibt.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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