pts20060307048 Politik/Recht

Gewerbeverein ist mit Tumpel einig & fordert Lastenausgleich Lehrling/Betrieb!

Entlastung der Wirtschaft bei gesellschaftspolitischen Frage ist überfällig!


Wien (pts048/07.03.2006/22:46) Vollständig stimmt der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) mit AK-Präsident Herbert Tumpel überein, wenn er - wie in der vergangenen Pressestunde - einen Lastenausgleich zwischen Lehrlingen und Betrieben fordert.

Allerdings scheint der Arbeiterkammer-Capo einiges nicht zu wissen:

+ 2004 wurde der zur Gänze vom Arbeitgeber bezahlte Insolvenzentgeltfonds massiv für Lehrlingsförderungsmaßnahmen gemolken. 85 Millionen EUR flossen in eine De-Facto-Zwangsausbildungsabgabe für Unternehmer. 2005 wurde dann schon heftiger in den Topf gegriffen: 140 Mio. EUR waren es damals. Große Zahlen wirken in Altschillingen immer besser: 2004 und 2005 zahlten die Unternehmer an Zwangslehrlingsausbildungsprämie über drei Milliarden Schilling.

+ Dieses Geld wird in merkwürdige Aktionen, etwa die Blum-Prämie gesteckt. Der Effekt dieser Beglückungsaktion - 400 EUR/Monat im ersten Lehrjahr, dann fallend - ist marginal. Damit ist der Beweis erbracht, dass es bei der Lehrlingsausbildung nur minimal ums Geld geht.

+ Ums Geld geht es allerdings dann, wenn etwa im Trockenausbau ein Lehrling mit 1053 stolzen EUR monatlich nach Hause geht. Und das bei einer nahezu Halbtagsbeschäftigung und ohne Lohnnebenkosten. Übrigens: Die Lehrlinge sind uns so viel wert, dass etwa jene im Handel bei der letzten Erhöhungsrunde 3,1 Prozent mehr einstreifen durften, ausgelernte Handelsangestellte aber nur 2,65 Prozent.

+ Schließlich noch ein abschließendes Argument zum Thema Lastenausgleich Lehrling versus Betrieb: Im Sommer 2005 standen im Tourismus-Boom-Land Tirol den 147 offenen Lehrstellen für Touristiker gerade einmal 27 Bewerber gegenüber. Schlimm kann die Lehrlingssituation demnach nicht sein!

Wir stimmen daher voll mit Herbert Tumpel überein und meinen, dass in der Tat ein fairer Lastenausgleich Lehrling/Betrieb vorzunehmen ist:

+ Die Schule soll Lehrlinge in die Wirtschaft entlassen, die auch fähig sind die Fläche eines Rechtecks von drei Meter mal vier Meter Seitenlänge zu berechnen. Bitte hier die Frau Bildungsminister in die Pflicht zu nehmen. Dann bedarf es auch keiner Blum-Prämien, deren Widmung ja nur als Schmerzensgeld für Lehrfrauen/Lehrherrn verstanden werden kann, das nachzuholen, was Schule und Elternhaus verabsäumt haben.

+ Lastenausgleich heißt aber auch, dass man sich als Lehrling nicht nur den Lehrberuf Arbeiterkammerpräsident aussuchen kann. Denn da ist halt die Begehrlichkeitsquote 122.378 zu 1; wer will denn nicht so einen komfortablen Job haben? Aber Touristiker: Das hieße ja Serviceleistungen zu erbringen. Ein Stigma von dem der AK-Präsident befreit ist.

Herr Tumpel möge zur Kenntnis nehmen, dass die sehr ernste Lehrlingsfrage ein gesellschaftspolitisches und nur am Rande ein wirtschaftliches Problem ist. Die jungen hungrigen Lehrlingsanwärter-Löwen mit exzellenten Deutschkenntnissen sitzen sechzig bis 100 Kilometer östlich und nördlich von Wien und warten nur mehr auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit, um die satten Ösi-Lehrlinge zu verdrängen.
Gesellschaftspolitische Probleme möge aber die Gesellschaft lösen. Die Wirtschaft hat schon genug in die Problemvertuschung ungewollt gebuttert. So weit zum Thema Lastenausgleich, Herr Präsident!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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