pts20080408035 Unternehmen/Wirtschaft

VÖB: Großkredit-Vorschläge der EU-Bankenaufseher verschärfen Liquiditätskrise


Berlin (pts035/08.04.2008/14:51) Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, lehnt die Empfehlung des EU-Ausschusses für Bankenaufseher (CEBS) ab, die Großkreditgrenzen im Interbankengeschäft grundsätzlich auf 25 Prozent der Eigenmittel der Institute festzulegen. Der Verband fordert die Beibehaltung der geltenden Regelung, wonach unterjährige Ausleihungen an Banken gar keinen und überjährige Bankenforderungen deutlich großzügigeren Grenzen unterliegen. "Die gegenwärtige Privilegierung des Interbankengeschäfts ist unter Risikogesichtspunkten gerechtfertigt", sagte VÖB-Hauptgeschäftsführer Karl-Heinz Boos heute in Berlin. Banken hätten auf Grund der strengen Solvenz- und Liquiditätsaufsicht im Vergleich zu anderen Kreditnehmern ein äußerst geringes Ausfallrisiko. Die Privilegierung sei zudem erforderlich, um die Funktionsfähigkeit des Interbankengeldmarktes als Herzstück des Liquiditätsmanagements der Banken zu gewährleisten. Boos begrüßt, dass die deutschen Aufsichtsbehörden sich bei den Beratungen mit CEBS und EU-Kommission deutlich gegen die Verschärfungen ausgesprochen haben. "Dieser regulatorische Schnellschuss muss dringend verhindert werden", so Boos.

Auch die deutschen Förderbanken hätten, so der VÖB, durch die Neuregelung schwerwiegende Probleme: Ein wesentliches Instrument ihrer wettbewerbsneutralen Kreditvergabe sei das Hausbankprinzip, wonach die geförderten Kredite über Geschäftsbanken an den Kreditnehmer vergeben werden. Diese Praxis würde durch die Neuregelung in Frage gestellt.

Der Verband zeigte sich verwundert darüber, dass CEBS seine Empfehlungen zur Begrenzung der Interbankenforderungen als Reaktion auf die Finanzmarktkrise versteht. "Liquiditätskrisen kann man nicht dadurch vorbeugen, dass man die Liquiditätsbeschaffung innerhalb des Bankensystems verkompliziert und verteuert", sagte Boos. Dies gelte umso mehr, als die Kreditvergabe im Bankensystem nicht Auslöser der gegenwärtigen Krise gewesen sei.

Der VÖB befürchtet bei Übernahme der CEBS-Empfehlungen durch die EU-Kommission schwerwiegende Folgen: Der Geldmarkt würde auf Grund einer äußerst komplexen Steuerung, geringeren Kreditvolumina bzw. teuren Limitüberscheitungen an Leistungsfähigkeit und Effizienz verlieren. "Bei einer weiteren Vertrauenskrise wäre der Markt noch wesentlich anfälliger als heute", sagte Boos. Die von CEBS vorgeschlagenen Bagatellgrenzen für kleine Institute seien bezogen auf das Gesamtsystem völlig untauglich. Bereits mittelgroße Banken würden der Anrechnungspflicht von Interbankenforderungen in vollem Umfang unterliegen.

Schließlich hätten die Vorschläge auch wettbewerbliche Relevanz. "In den USA wird sich mancher Banker ins Fäustchen lachen, wenn sich Europa einmal mehr die Daumenschrauben anlegt", sagte VÖB-Hauptgeschäftsführer Boos.

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Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, vertritt die Interessen von 62 Mitgliedsinstituten, darunter die Landesbanken sowie die Förderbanken des Bundes und der Länder. Mit einer Bilanzsumme von 1.931,1 Mrd. EUR (Ende 2006) beläuft sich der Marktanteil der VÖB-Banken auf 27 Prozent des deutschen Bankenmarktes. Die VÖB-Banken beschäftigen 88.665 Mitarbeiter.

(Ende)
Aussender: Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB
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