"Pinkelgroschen": WC-Aufsicht soll mehr Lohn bekommen
CentrO-Management plädiert für mindestens fünf Euro je Stunde
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Trinkgeld muss weitergereicht werden (Foto: pixelio.de, chocolat01) |
Oberhausen/Gladbeck (pte043/06.05.2009/13:55) Im Streit um den sogenannten "Pinkelgroschen" fordert das Management des Oberhausener Shoppingzentrums CentrO http://www.centro.de vom beauftragten Reinigungsdienstleister InterClean http://www.interclean-gmbh.de nun mehr Lohn für die WC-Aufsicht. Den Stein ins Rollen gebracht hatte der Umstand, dass das WC-Personal das Kundentrinkgeld nicht behalten, sondern an InterClean abgeben muss. Bisher erhielten das WC-Personal mit 4,75 Euro pro Stunde gerade einmal ein wenig mehr als die Hälfte des Tariflohns von 8,15 Euro. InterClean rechtfertigt die Dumping-Löhne damit, dass man die WC-Mitarbeiter lediglich als "Telleraufsicht" eingestellt hat und diese keine Reinigungsarbeiten erbringen.
"Wir gehen das auch in der Öffentlichkeit heiß diskutierte Problem an und befinden uns mit dem beauftragten Reinigungsdienstleister in Gesprächen. Obwohl es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine endgültigen Ergebnisse gibt, können wir bestätigen, dass CentrO-Geschäftsführer Frank Pöstges-Pragal für die WC-Aufsicht die fünf vor dem Komma als Stundenlohn will", sagt CentrO-Sprecher Jens Knetsch auf Nachfrage von pressetext. In der Diskussion um die von den Kunden gegebenen Trinkgelder sieht sich das Einkaufszentrum unverschuldet in die Schmuddelecke gedrängt (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090417028/). Vor allem die für Reinigungsunternehmen in Nordrhein-Westfalen zuständige Gewerkschaft IG BAU http://www.igbau.de kritisiert sowohl CentrO als auch InterClean auf das Schärfste.
Obwohl die von CentrO beauftragte Gladbecker Reinigungsfirma einen Teil ihrer Mitarbeiter als "Telleraufsicht" beschäftigt, um keine Mindestlöhne zahlen zu müssen, wird diese Praxis von Arbeitsrechtsexperten gegenüber pressetext als "Trick 17 mit Überschlag" kritisiert. Den Vorwurf, das WC-Aufsichtspersonal nehme jedoch auch unerlaubterweise Reinigungen von Schüsseln, Waschbecken und Urinalen vor, lässt Knetsch nicht gelten. "Die ,Telleraufsicht' reinigt nicht. Diese Behauptung muss die IG BAU erst einmal nachweisen. Außerdem gehe ich nicht davon aus, dass sich InterClean als Arbeitgeber wissentlich in die Nesseln setzt", so Knetsch gegenüber pressetext. Anders sieht dies freilich die Gewerkschaft und spricht davon, dass das InterClean-Management seine Mitarbeiter bewusst "schamlos ausnutzt".
Der Kritik, die Gladbecker würden viele WC-Besucher des CentrO mit dem Trinkgeld an der Nase herumführen, entgegnet InterClean mit einem im Toilettenraum angebrachten Hinweis. Pöstges-Pragal räumt in einem heute, Mittwoch, erschienenen Bericht der West Allgemeinen Deutschen Zeitung ein, dass die Schilder durchaus etwas größer sein könnten. Am Verbleib des Geldes sei aber nicht zu rütteln. Eine solche Praxis sei zudem offenbar ein Bestandteil der Reinigungsfirmen - und eine Aufteilung auf Aufsichts- und Putzkräfte sei auch deshalb nicht machbar, weil jeder Cent versteuert werden muss, so der Manager. Die fünf-Euro-Lohngrenze aufzustocken, sehe man für das WC-Personal als moralische Verpflichtung. Sollte sich jedoch herausstellen, dass doch gereinigt wurde, müsse der Lohn rückwirkend erstattet werden.
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