Regionale Esskultur als Wirtschaftschance
Offensive: Qualitätsprodukte statt Einheitsbrei
Wien (pts034/04.03.2010/15:08) Lebensmittelhandwerke verkörpern den Nimbus des Bewährten und Immerwährenden. Doch die Realität sieht zunehmend problematisch aus. Auf den meisterlichen Handwerksbetrieben wie Fleischern, Bäckern und Konditoren lastet großer Druck. In den vergangenen Jahren haben Supermärkte mit anonymen Massenprodukten den Kleinbetrieben die Kunden genommen. Einer nun veröffentlichen Studie zufolge, bietet das regionale Wirtschaften allerdings Chancen für den meisterlichen Handwerksbetrieb.
"Letztlich entscheidet tagtäglich der Kunde, denn er wählt die Lebensmittelqualität und auch den Geschmack, wenn wer beim Meisterbetrieb einkauft", so Paulus Stuller, Präsident der Lebensmittelakademie des österreichischen Gewerbes http://www.lmakademie.at . Hinter den meisterlichen Betrieben steht neben der Geschmacksvielfalt auch die Person des Meisters, der für die Qualität verantwortlich ist.
Kauf regionaler Produkte ist Vertrauenssache
Regionen sind immer nur dann im Bewusstsein der Bevölkerung präsent, wenn identitätsstiftende Faktoren wirksam sind. Dazu gehöre etwa das Selbstverständnis regionaler Besonderheit und damit eine klare Identifikationsmöglichkeit, so Stuller. "Es handelt sich dabei um Fragen der sozialen, wirtschaftlichen und emotionalen Verbundenheit mit dem Lebensraum." Für die Bevölkerung übernehmen regionale Produkte dann eine identitätsbildende Funktion, wenn sie in den Lebensalltag integriert sind.
"In einer repräsentativen Studie haben wir festgestellt, dass ein hoher Stellenwert der Nahversorger dann gegeben ist, wenn ein leistbares Angebot vorliegt und ein Bezug zur Region hergestellt werden kann", so Studien Koautor Christian Korunka vom Institut für Psychologie an der Universität Wien. "Die sozialen Bindungen spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle", so Korunka. Die Studie habe deutlich gemacht, dass Regionalität als Synonym für Produktvertrauen betrachtet werden kann.
Kundenorientierung als ausschlaggebender Faktor
"Die Chancen für Lebensmittelunternehmen liegen primär in der konsequenten Orientierung am Kunden", meint Koautorin Andrea Grimm von der Fachhochschule Wieselburg. Megatrends sind neue Mobilitätsmuster, Globalisierung, neue Konsummuster, der Wandel der Arbeitswelt und der Etablierung einer wissensbasierten Gesellschaft. "Genau in dieser Dynamik liegen Chancen für regionale Produkte", so Grimm.
Der Konsument suche Sinnmärkte und habe Angst vor zunehmend anonymisierten Lebensmitteln, die irgendwo unter unbekannten Bedingungen hergestellt werden. "Die Akzeptanz lokal hergestellter Lebensmittel ist bereits sehr groß. Ein Betrieb muss nun Wege finden, sich diese bestehenden Bedürfnisse zunutze zu machen."
Konzept der Vertrautheit und Partnerschaftlichkeit
"Zukunftsfähige Lebensmittelbetriebe fokussieren nicht mehr nur auf ihre Produkte, die man ohnehin rund um die Uhr im Internet kaufen kann", subsumiert Grimm. Erfolgsentscheidend werde sein, ob der Anbieter es schaffe, einen banalen Einkauf in ein wertestiftendes Einkaufserlebnis zu transformieren. "Denn die Kunden von morgen wenden sich in Zukunft Konzepten von Vertrautheit, Partnerschaftlichkeit und Kommunikation auf Augenhöhe zu", meint die Expertin.
Die Lebensmittelakademie des österreichischen Gewerbes möchte die Kunden stärker für das meisterliche Handwerk und die Regionalität der Produkte sensibilisieren. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ), von der Wirtschaftskammer Österreich, von der AMA- Marketing und von der EU kofinanziert und vom Projektpartner Volksbank unterstützt.
Die Studie "Regionales Wirtschaften - Eine Chance für Lebensmittelunternehmen?" ist im facultas-Verlag erschienen.
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