pte20180329004 Forschung/Entwicklung, Medien/Kommunikation

Vogel-Forschung lehrt Menschen das Sprechen

Genetische Gemeinsamkeiten bringen Wissenschaft erheblich voran


Rotkehlchen: Singvogel-Gene auf Mensch übertragbar (Foto: pixelio/Peter Bohot)
Rotkehlchen: Singvogel-Gene auf Mensch übertragbar (Foto: pixelio/Peter Bohot)

Los Angeles/Wien (pte004/29.03.2018/06:15) Wie Forscher der University of California http://ucla.edu herausgefunden haben, geben Lernmuster von Singvögeln Aufschluss darüber, wie Sprachstörungen bei Menschen behandelt werden können. Die Wissenschaftler begründen dies mit einer Aktivitätsabnahme des Proteins Forkhead-Box-Protein P2 (FoxP2) im Sprachzentrum singender Vögel. FoxP2 kontrolliert über das An- und Ausschalten hunderte andere Gene.

Versuchsreihe mit Zebrafinken

"Das Sprechen zu erlernen, ist ein multifunktionelles Geschehen, die Sprachentwicklung an sich sehr komplex", erklärt Logopädin Tina Wilke http://logopaediezentrum.at gegenüber pressetext. "Über allem steht die Kommunikation, es geht nicht nur um Worte. Auch Aspekte wie das Hören und die Motorik allgemein spielen tragende Rollen", so die Expertin.

Auch bei Menschen ist FoxP2 relevant. Forschungsleiterin Stephanie White ist der Meinung, dass die Einflussnahme des Proteins und die damit verbundenen Änderungen unmittelbare Grundlagen für vokales Lernen sein können. Sowohl bei Vögeln als auch bei Menschen verarbeiten Zellen das Gen in ein Protein in voller Länge und eine verkürzte Variante. Die lange Version reguliert andere Gene - und wenn diese bei Menschen mutiert ist, leiden die Betroffenen unter einer Sprachstörung.

Das Forscherteam führte Zebrafinken in einer Versuchsreihe, ähnlich einer Gentherapie bei Menschen, das Protein FoxP2 zu. In der Folge wurde festgestellt, dass die FoxP2-Werte der Vögel nach dem Singen nicht abfielen, sondern hoch blieben. Das Protein beeinträchtigte gleichwohl das Lernen des Singens bei den Vögeln negativ.

Molekulare Basis der Kommunikation

Laut White ist bis dato nur wenig über die Behandlung von Sprachstörungen bei Menschen bekannt. Forscher tun sich ihrer Erfahrung nach schwer damit, die molekularen Grundlagen der Kommunikation über Sprache zu verstehen. Wilke sieht es genauso und fügt an: "Bei Menschen kommen natürlich auch Wahrnehmungsaspekte sowie kognitive und soziale Faktoren beim Lernverhalten zum Tragen." Menschen sind White zufolge auf zellulärer und synaptischer Ebene einfach schwerer zu untersuchen. Die veröffentlichte Studie könne der Forschung jedoch weiterhelfen.

"Wir haben bei Jungvögeln Gengruppen gefunden, deren Pegel sich verändert, wenn sie singen. Diese Muster verschwinden jedoch bei älteren Vögeln. Viele dieser Gene sind auch bei der Entwicklung der menschlichen Sprache essenziell", erklärt White. Im Zuge der Forschung identifizierten die Wissenschaftler Netzwerke an Genen, die an der Stimmbildung unmittelbar beteiligt sind. Viele von ihnen hängen mit der menschlichen Sprache zusammen. "Wenn die Pharmaindustrie einen ähnlichen Weg wie unsere Forschung einschlägt, oder ihn einfach nur weitergeht, könnte das zur Behandlung von Menschen mit Sprachdefiziten führen", sagt White.

(Ende)
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