pte20230614016 Forschung/Entwicklung, Technologie/Digitalisierung

Schmierstoff bildet sich bei Bedarf von selbst

Neue Technik der TU Wien nutzt spezielle 2D-Materialien - Einsatz für Weltraumtechnologie denkbar


TU-Wien-Forscher Philipp Grützmacher (links) und Carsten Gachot vor Tribometer (Foto: tuwien.at)
TU-Wien-Forscher Philipp Grützmacher (links) und Carsten Gachot vor Tribometer (Foto: tuwien.at)

Wien (pte016/14.06.2023/12:30)

Forscher der Technischen Universität Wien (TU Wien) nutzen 2D-Materialien für Hightech-Schmierstoffe, die sich bei Bedarf von selbst bilden und somit die Reibung in Maschinen effektiv reduzieren. Speziell für Anwendungen im Weltraum, wo flüssige Schmierstoffe versagen und keine Wartung möglich ist, birgt diese neue Technik große Vorteile, heißt es.

Wenige Atomschichten

Die verwendeten 2D-Materialien sind Partikel, die nur aus einer oder aus wenigen Atomschichten bestehen. Zu dieser Materialklasse zählen etwa Molybdändisulfid oder Molybdändiselenid - in der Mitte befindet sich eine Schicht aus Molybdän-Atomen, darüber und darunter sind Schwefel- oder Selen-Atome angekoppelt.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Schmierstoffen wie Öl, die in flüssigem Zustand verwendet werden, können 2D-Materialien in Pulverform genutzt werden. Das ist besonders dann ein großer Vorteil, wenn eine Maschine bei hohen Temperaturen oder im Vakuum funktionieren soll, wo Flüssigkeiten rasch verdampfen würden.

"Wundermittel" Molybdän

Für einen Test des neuen 2D-Materials, das als Schmierstoff genau dort erst entsteht, wo es gebraucht wird, haben die TU-Wien-Forscher ein mechanisches Bauteil aus Stahl genommen und es mit einer wenige Mikrometer dünnen Schicht aus Molybdän überzogen. In Pulverform wird dann anschließend Selen hinzugefügt.

"Wenn zwei Bauteile aneinander reiben, kommt es zu einer tribochemischen Reaktion, Selen und Molybdän verbinden sich zu Molybdändiselenid-Flakes, die dann als Schmierstoff wirken. Sobald starke Reibung auftritt, wird der Schmierstoff produziert, die Reibung nimmt sofort drastisch ab und sinkt im Verlauf des Experiments weiter", so Forscher Philipp Grützmacher.

Im Gegensatz zu Beschichtungen aus vorab synthetisierten 2D-Materialien zersetzen sich die Ausgangsmaterialien für den Prozess in Kontakt mit Sauerstoff oder Luftfeuchtigkeit nicht. So erweitert sich der Einsatzbereich deutlich. Davon könnten nicht nur Weltraum-Anwendungen, sondern Einsatzbereiche profitieren, in denen flüssige Schmierstoffe Probleme verursachen.

(Ende)
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